HulverscheiDTVideo Home LebensDaten Werke Aufführungen Aktuell Kontakt

            

                   Im Schatten der Freunde - August 2003

von Manfred Hulverscheidt


Teil I :             Staaten, Schurken und Verräter - David Kelly

Teil II:            Freundeskreis die Freunde e.V. - Elizabeth Drew


Teil III:          Ein Geschmack von Asche auf der Zunge




Teil I :           Staaten, Schurken und Verräter - David Kelly

                             ... ich hatte weder Ahnung vom Ausgangsmaterial noch von den Quellen. Ich
                                                            
unternahm darüberhinaus nichts, diese herauszufinden
              (Alastair Campbell, Manager von Tony Blair, vor dem Hutton-Untersuchungsausschuß)

"Der Mann, der als BBC-Quelle genannt wurde, wird vermißt"- Man named as BBC source missing. Die Meldung lief am Morgen des 18. Juli 2003 als Ticker-Animation über die frisch gesetzte Online-Ausgabe des britischen Guardian. Ich schnappte sie unruhig-neugierig auf. Mich hatte seit einigen Tagen die Diskussion in England um die ominöse "Quelle" neugierig gemacht. Quellenstudien gehören zu meinem Beruf, die meisten sind historisch, viele schon lange tot. Diese Quelle aber lebte noch und hatte, ohne dass sie jemand kannte, für großen Wirbel in der britischen Öffentlichhkeit gesorgt.

F. Aß er irgendwas zu Mittag?
Aw: Ja, hat er, Ich sagte zu ihm ... er wollte nichts, aber er aß etwas. Ich machte ein paar Sandwiches und er trank ein Glas Wasser. Wir saßen uns am Tisch gegenüber. Ich versuchte, mit ihm zu sprechen. Ich fühlte mich ziemlich elend, genauso wie er. Er sah zerstreut und bedrückt aus.
F. Wie hätten Sie ihn zu dieser Zeit beschrieben?
Aw. O, ich dachte, er muß sehr traurig sein. Er war wirklich sehr sehr ... er war in sich zusammengesunken. Aber da hatte ich noch keine Ahnung, was er später tun würde, nicht die geringste.
F. Und so sah er also aus. Haben Sie beim Mittagessen viel gesprochen?
Aw. Nein nein. Er brachte keine zwei Sätze zusammen. Er konnte überhaupt nicht sprechen.
F. Sie sagten, sie hätten sich schlecht an diesem Tage gefühlt?
Aw. Das stimmt
F. Was taten Sie?
Aw. Ich ging weg, um nach dem Essen ein Nickerchen zu halten, das mache ich ziemlich häufig wegen meiner Arthritis. Ich fragte ihn: "Was wirst Du machen?" Er sagte: "Ich mache vielleicht einen Spaziergang."




Um 3 Uhr nachmittags hatte der Mann seiner Frau zugerufen: "Ich geh mal kurz raus auf einen Spaziergang" und dann sein Haus in Southmoor bei Abington in Oxfordshire verlassen. Im Hemd und ohne Mantel war er vielleicht etwas zu leicht angezogen für diesen feuchten Tag. Ein Farmer aus der Gegend hat ihn noch gesehen, wie er querfeldein über die regennassen Felder spazierte, aber nichts ungewöhnliches an ihm bemerkt. "Er lächelte und sagte Hallo." Er kannte diesen Farmer, dessen Felder an den Wald von Longworth grenzten und setzte seinen Weg Richtung Harrington Hill fort, einen mit Gestrüpp und kleinen Hainbuchen bewachsenen Hügel. Hier oben dann schluckte er mehrere Tabletten eines starken Schmerzmittels und als diese wirkten, nahm er das kleine Fahrtenmesser, das er seit frühester Jugend besaß, durchschnitt sich die linke Pulsader und wartete, auf der Höhe des Bergkamms, bei wunderschöner Aussicht.

Noch vor einer Woche war er ein Niemand gewesen; zwar ein international angesehener Fachmann für biologische Kriegsführung, ein führender Berater im Ministerium für Verteidigung und einer der Chefinspekteure der UNO im Irak, aber wen interessierte das schon! Nur, in dieser Woche wurde er plötzlich in den Medien als "unterer Beamter", als "unqualifizierter Neuling" auf seinem Gebiet dargestellt; und dies ganz offensichtlich aufgrund verräterischer Hinweise von seinen Kollegen im Ministerium. Jetzt war er schon viele Stunden unterwegs, ohne daß er seiner besorgten Frau etwas von einem längeren Weg gesagt hatte. Als er gegen Mitternacht immer noch nicht zuhause war, rief diese die Polizei.

Er mußte unter furchtbarem Druck gestanden haben! tönte es unisono, als der Selbstmord bekannt wurde. Niemand sagte es offen, aber alle wußten: der Mann, der Dr. David Kelly hieß, hatte mit Reportern der BBC über bestimmte geheime Vorgänge geplaudert, die einem anderen Mann, dem Premier Tony Blair, sein Amt kosten konnten. Verrat, Verrat!

 
1. Was ist Verrat?

Zunächst sei an etymologische Hintergründe des kleinen Verbs verraten erinnert, das dem großen Wort Verrat zugrundeliegt: im Lateinischen das Wort tradire, von dem sich im Französischen la trahison, im Englischen treason, treachery und betrayal herleiten lassen, im Deutschen übrigens tradieren und Tradition. Das lateinische Verb hat einige eher harmlose Bedeutungen wie übergeben, abgeben, anvertrauen, aushändigen, preisgeben, sich hingeben, aber auch überliefern, erzählen, mitteilen. Das deutsche verraten steht in unmittelbarer Nachbarschaft zu raten und Rat, die in der germanischen Frühgeschichte bis zum Mittelalter auf Gott und Herrscher angewandt worden sind. „Raten umfaßte damals alles, was ein Geschlechtsoberhaupt dem von ihm Abhängigen zu leisten schuldig war: Schutz, Hilfe, Vorsorge, Förderung, Anweisung, Belehrung. Verraten ist das Ausbrechen aus diesem Schutzbezirk, ursprünglich im Sinn von irreleiten, falsche Unterstützung geben, preisgeben, in die Hände liefern. In dieser Urbedeutung ist das Zweigleisige des Verhältnisses noch ganz stark: auch der Herrschende kann die zum Gehorsam Verpflichteten verraten, - eine Einsicht, die bei uns fast verloren war, bis sie an Hitler neu erkannt und erprobt wurde.“ (Margret Boveri, Verrat im XX. Jahrhundert, Bd. 1, S. 15) Die Autorin hat sich in akribischer Weise auf über 800 Seiten mit den Verratsfällen des 20. Jh. befaßt und die vielfältigen biographischen, persönlichen, professionellen, ideologischen und politischen Bindungen, die die Basis dieses wie sie sagt „Massenphänomens“ bilden, untersucht.) Nur in dieser Verbindung zu Herrschaft, Schutz, Macht, und damit logischerweise auch Verfolgung und Unterdrückung, bezieht die Rede vom Verrat ihre Energie.

2. Verrat und einsames Wissen

Der Verrat eines Geheimnisses, nicht eines anvertrauten, dessen Verrat mit Abschneiden der Zunge bestraft wird, sondern einer sehr persönlichen, niemand etwas angehenden Sache, ist oft der Beginn einer Tragödie. Extremfall: Ein Mensch weiß von etwas, von dem nur er etwas weiß. Es kann sich dabei um ein Verbrechen handeln, eine Verschwörung, aber auch bloß eine Tatsache wie z.B. die Existenz eines großen Vermögens, den Aufenthaltsort eines Gesuchten oder eine drohende Heimsuchung wie die drohende Blindheit von Mutter und Kind in Lars van Triers „Dancer in the dark“. Die Tragödie des Verrats beginnt damit, dass entweder die Insel des Wissens von Eindringlingen erobert wird, - oder von ihr selbst Boote und Signale ausgesendet werden, die Isolation brechend, weil sie ihr Geheimnis nicht mehr erträgt.
Die Folgen eines Verrats können sehr unterschiedlich sein. Zum einen erfährt das verratene Geheimnis selbst einen Bedeutungsverlust, weil seine innere Energie (Sprengkraft) sich im allgemeinen Gerede verflüchtigt. Zum anderen bringen die Reaktionen, der „Tratsch“ (auch von tradire!), den ursprünglichen Geheimnisträger in Gefahr. Sein Verrat ist ein Zeichen seiner Unzuverlässigkeit, seiner charakterlichen Schwäche, seiner Hilflosigkeit. Er darf von der Macht nicht geduldet werden, weil er den Frieden stört. Wenn Du geschwiegen hättest, wärst Du ein Philosoph geblieben! werden ihm die Zyniker am Tage seiner Hinrichtung zurufen.
Die Intensität der Gefahr für den Verräter, die Intensität seiner Ächtung, hängt davon ab, wie sehr durch den Verrat die Existenz einer bislang im geheimen wirkenden Kraft offenbar wird, die preiszugeben nicht ratsam war; und sei es die Macht der Geldgier, die nun, wo die Existenz des großen Vermögens gelüftet ist, ihr Unheil unter den intrigierenden Mitwissern stiftet. (aus: Manfred Hulverscheidt: Verrat, Verrat! Entwurf für einen ZDF/ARTE-Themenabend über Verrat und Verräter, Berlin 2002).




Wissen, Wahrheit, Macht: Die Anhörung

An zwei oder drei Zeilen aus einem Bericht des Guardian konnte ich mich seltsamerweise noch genau erinnern: dass David Kelly während einer offiziellen Anhörung zwei Tage zuvor mit so leiser Stimme gesprochen hatte, dass man die Ventilatoren im Saal ausstellen mußte, um ihn verstehen zu können; und dass hinter ihm ganz entspannt zwei bullige Aufpasser des Verteidigungsministeriums saßen, von denen einer durch eine gebrochene Nase auffiel.

David Kelly sagte dem Ausschuß, er hätte seinem Chef im V-ministerium einen Brief geschrieben und darin zugegeben, Mr. Gilligan (BBC-1 Chefreporter für Militär und Verteidigung) getroffen zu haben. Grund für den Brief war, dass ihm einiges in Gilligans Radiobericht irgendwie bekannt vorkam. - Sir John Stanley, ein konservatives Mitglied des Komittes, fragte ihn: "Warum brauchte das Verteidigungsministerium danach mehrere Tage für eine Presseerklärung?" Still und verlegen gibt Dr. Kelly keine Antwort. Daraufhin blafft ihn Sir Stanley an: "Man hat Sie den Wölfen zum Fraß vorgeworfen. Man hat Sie ausgenutzt, um Mr. Gilligan und seine angebliche Quelle zu Müll zu machen." Der Laborabgeordnete Andrew Mackinlay verschärft den Ton: "Ich schätze, Sie sind eine Art Spreu aus der Häkselmaschine, der in die Luft gewirbelt wurde, um unsere Untersuchungen zu zerstreuen! Kommen Sie sich nicht vor wie ein Bauernopfer? Man hat Sie hereingelegt!" Dr. Kelly: "Ich akzeptiere den Prozeß."

Das Wissen Dr. Kellys ist umfangreich, sensibel, nicht öffentlich verfügbar. Es findet nur Eingang in Geheimdienstunterlagen. Auf solche nicht öffentlich zugängliche Dokumente berief sich die Regierung Blair, als sie spätestens seit dem Herbst 2002 die Öffentlichkeit auf einen Krieg gegen den Irak einzustimmen versuchte.

Exkurs: Kaum jemand hat bemerkt, dass "Berichte aus Geheimdienstinformationen" - von Journalisten bislang als höchst zweifelhafte, weil stets manipulierte Quelle betrachtet - seit dem 11. September 2001 plötzlich als Topquellen des internationalen Journalismus gehandelt werden. Überhaupt zeigt sich an Meldungen wie der folgenden des Hamburger SPIEGEL, wie die Öffentlichkeit vor allem durch Hinweise auf nebulöse Quellen und häufige Verwendung der passiven Verbform (Tuwort ohne Täter!) systematisch in die Irre geführt wird. Systematisch heißt: von allen Seiten. Man lese ganz langsam:

 

"Anschlag auf Uno in Bagdad

Bekennerschreiben von al-Qaida

Amerikanische Stellen hatten die Vermutung sofort geäußert. Der Anschlag auf das Uno-Hauptquartier in Bagdad gehe auf das Konto von al-Qaida. Laut einer arabischen Zeitung hat sich nun Osama bin Ladens Terrornetzwerk zu dem verheerenden Attentaten mit 24 Toten bekannt. Zumindest schreibt das die arabische Tageszeitung "al-Hayat" in ihrer Online-Ausgabe. Die Zeitung bezieht sich auf eine Kopie des Bekennerschreibens, das von der Terrorgruppe "Abu Hafis al-Masri" unterzeichnet worden sei.
Zuvor wurden Anhänger des gestürzten Machthabers Saddam Hussein für die Tat verantwortlich gemacht und die Gruppe Ansar-e Islam verdächtigt. Auch hatte sich die bislang unbekannte Gruppe "Bewaffnete Vorhut der Zweiten Mohammed-Armee" zu dem Anschlag bekannt. " (Spiegel Online 25.8.03)

 

Fehlleiten, in die Irre führen, war eine der von Margret Boveri oben genannten Bedeutungen des Wortes Verrat. Hier funktioniert das zum Beispiel folgendermaßen: Eine Vermutung wird zunächst dadurch aufgewertet, dass Amerikanische Stellen (!) die Vermutung sofort (!) geäußert haben (wer die Nase vorn hat, hat sie vorn!); weiter geht es: laut einer arabischen Zeitung - hat sich (!) nun (!) Osama bin Ladens Terrornetzwerk ... bekannt (ein Netzwerk hat sich bekannt) - zumindest schreibt das die arabische Tageszeitung - eine Kopie (!) des Bekennerschreibens - zuvor wurden Anhänger ... Saddam Hussein - und die Gruppe Ansare-e-Islam verdächtigt ; - auch ... die bislang unbekannte bewaffenete Vorhut der Zweiten Mohammed-Armee ... (alle anderen kennen wir ja bereits!) etc. pp.

Zurück zu Dr. David Kelly.

Der Mann hatte vor seinem Selbstmord behauptet, die Quellen, für deren Richtigkeit Leute wie er schließlich einstehen, seien von Alastair Campbell im Auftrag des Premiers nachträglich aufgemotzt worden, um den Krieg gegen den Irak zu rechtfertigen. So etwas wie die fehlende Wahrhaftigkeit im Umgang mit den Ergebnissen ihrer Expertenarbeit hatte er dem BBC-Radioreporter Andrew Gilligan anvertraut. Über seine Motive erfahren wir zunächst gar nichts. Niemand jedoch scheint den als sehr integer geltenden Mann angestiftet zu haben. Vielleicht trieb ihn eine Art altmodische Liebe zur Wahrheit, Interna preiszugeben, zu verraten. In mächtigen Kreisen - zu denen der Premier und seine Getreuen gehören - wird solch' freimütige Wahrheitsliebe nicht sehr hoch geschätzt.

Dr. David Kelly wußte vermutlich mehr über heimtückische Waffen, die hinter verschlossenen Türen lagern als jeder von uns. Als kühl und sachlich denkender Mensch konnte er Dingen und Vorgängen eine positive Seite abgewinnen, die uns sogenannte normale Menschen eher anekeln würden. Er konnte zum Beispiel in aller Ruhe auf Fragen antworten wie diese: "Wie schütze ich mich gegen Milzbrandviren, die mir jemand in die Post gelegt hat?" Experten wie er können feststellen, aus welchem Labor künstlich geklonte Viren stammen. Wollte das FBI tatsächlich aufklären, auf wessen Konto die zum Teil tödlichen Milzbrandattacken auf Journalisten, Privatleute und Senatoren im Oktober 2001 gegangen sind, dann hätte es jemanden wie Dr. David Kelly fragen sollen.

Am Tage seines Selbstmords am 18.7.03 schreibt die Global Free Press: "Von 1984-1992 war er Leiter der Mikrobiologie beim Amt für Chemische und Biologische Verteidigung in Porton Down, Großbritannien. Kelly galt als Hardliner, der dem Irak den Besitz von Massenvernichtungswaffen unterstellte. Noch im Oktober 2001 hatte er behauptet, dass im Jahre 1985 der Irak Milzbrandviren aufgrund einer postalisch aufgegebenen Bestellung bei der in Virginia (USA) ansässigen Firma American Type Culture Collection bestellt und erhalten hat."




http://news.globalfreepress.com/article.pl?sid=03/07/18/1440234&mode=thread

http://news.bbc.co.uk/2/hi/uk_news/478386.stm

Irgendetwas muß einen Menschen sehr bedrücken, wenn er sich umbringt. Er sieht schwarz vor Augen. Er denkt, sie werden mich zum Idioten stempeln, zur Plaudertasche, die niemand jemals wieder ernst nimmt. Ich habe mich der Presse anvertraut, jetzt machen sie mich fertig. Ich darf nicht mit der Presse sprechen, ich darf nicht mit der Presse sprechen, ich darf nicht mit ... Da erscheint ein Geist und spricht: "Du darfst sehr wohl mein Freund, aber Du bist Rechenschaft schuldig dem Premier, dem Minister für Verteidigung und: den Managern der Carlye Group" - Der Carlyle Group? Wer ist denn das? "


Nachlese

Nach einer Quelle, deren Glaubwürdigkeit noch zu prüfen ist, sind in den letzten zwei Jahren 19 Biowaffenexperten eines gewaltsamen Todes gestorben.

Die Umstände um Kellys Selbstmord werden zur Zeit (August 2003) von einer Kommission unter Leitung des ehrenwerten Lord Hutton untersucht. Als ein Novum werden sämtliche Dossiers und Protokolle dieser Untersuchung im Internet veröffentlicht. Sie sind über weite Strecken von so erlesener Müßigkeit, dass der einzige Trost darin besteht, dass Mr. Kelly nicht miterleben muß, wie einige Überlebende der Affäre sich winden, z.B. Blairs Manager Alastair Campbell. Hier wird er gerade gefragt nach Herkunft und Datum der Unterlagen, in denen es erstmals heißt, der Irak könne Großbritannien binnen 45 Minuten mit Raketen angreifen:



 

A. The date? (Das Datum?)
Q. Yes. (Ja, das Datum)
A. I do not know. (Weiß ich nicht).
Q. You do not know. It has a foreword in it, at the
moment. And it also has, if we turn to -- this includes
the 45-minute point in the dossier. (Wissen Sie nicht. Es hat ein Vorwort, damals schon. Und es gibt, schaun wir mal - es gibt auch den Punkt mit den 45 Minuten in dem Dossier.)
A. Yes.
Q. I think that accords with your recollection, which was
the dossier you saw on 10th September had the 45 minute
point in it? (Ich denke, das entspricht auch Ihrer Erinnerung, dass das Dossier, das Sie am September gesehen haben, diesen 45-Minuten Punkt bereits enthielt.)
A. Correct.
Q. Do you know where that had come from? (Wissen Sie, woher das stammte?)
A. I did not, no. (Wußte ich nicht, nein!)
Q. If we go to DOS/2/7, to support your recollection down
we have:
"Envisages the use of weapons of mass destruction in
its current military planning, and could deploy such
weapons within 45 minutes of the order being given for
their use." (Wenn wir uns DOS/2/7 zuwenden, zu Ihrer ggf. Erinnerung finden wir da unten: "Zieht den Gebrauch von Massenvernichtungswaffen in seine gegenwärtigen Militärplanung in Betracht und könnte solche Waffen 45 Minuten nach Befehl scharfmachen.)
A. Hmm, hmm.
LORD HUTTON: When you say you do not know where that came
from, can you elaborate on that a little? You did not
know where the entry of 45 minutes had come from in the
sense you did not know what it was based on? (Wenn Sie sagen, Sie wüßten nicht, woher diese Stelle stammt, können Sie das ein wenig erläutern? Sie wußten also nicht, woher dieser Eintrag stammte in dem Sinne, dass Sie nicht wußten, worauf er gründete?)
A. I knew it had come from the JIC (Anm.: Joint Intelligence Committee = gemeinsamer Geheimdienstausschuß) but I was not aware
either of the raw intelligence on which it was based or
of the sourcing. What is more, I did not make any
effort to find out. (Ich wußte, er kam vom Gemeinsamen Geheimdienstausschuß, aber ich hatte weder Ahnung vom Ausgangsmaterial noch von den Quellen. Ich habe allerdings auch nichts unternommen, etwas über sie herauszufinden.)
12 LORD HUTTON: No.

http://www.the-hutton-inquiry.org.uk/





NACHRUF 1  

21. August 2003, nachmittags. Äußerung vor dem Hutton-Ausschuß von David Stuart Broucher, Mitglied des Dipolomatischen Korps und zur Zeit ständiger Vertreter der Genfer Abrüstungskonferenz, vormals britischer Botschafter in Prag:

"Als Dr. Kelly ging, sagte ich ihm: was wird geschehen, wenn der Irak besetzt wird? Und seine Antwort, die ich damals nicht ernstnahm, lautete: Ich werde vielleicht tot im Wald liegen. Ich habe das damals niemandem erzählt, weil ich ihm keinerlei besondere Bedeutung beigemessen habe."

David Broucher bezog das damals auf eine mögliche Bedrohung Kellys durch Angehörige ermordeter Irakis. Er hatte seinen besten Informanten dort immer wieder versichert, der Irak würde nicht angegriffen, wenn sie mit den Inspektoren kooperierten. Sie haben kooperiert. Der Irak wurde trotzdem angegriffen und besetzt. Spätestens mit der britisch-amerikanischen Invasion wurden sie in den Augen Saddams zu Verrätern. Dennoch hat David Kelly keinerlei Schutz für sein Privathaus in Southmoor beantragt. Wir erfahren durch Mr. Broucher, dass er seine Berufung von Porton Down ins Ministerium für Verteidigung als berufliche Degradierung empfunden hat. (Hutton-Hearing, 21.8.03, nachmittags http://www.the-hutton-inquiry.org.uk/)



 

NACHRUF 2  

Dr. David Kelly fand keine Dienstpistole auf seinem Büroschreibtisch. Er fuhr nach Hause aufs Land nach Southmoor. Dort machte er einen Spaziergang, nahm starke Schmerzmittel, ein scharfes Fahrtenmesser. Selbstmord ist ein Akt der Gewalt. David Kelly ist eines gewaltsamen Todes gestorben. Er war ein gewissenhafter Mensch. Gott habe ihn selig, Amen!



P.S:Nach zwei Nachrufen auf den toten noch einmal zurück zu dem lebenden Dr. David Kelly. John Keegan, dem Militärhistoriker und Korrespondenten des konservativen Londoner Daily Telegraph kam als einem der wenigen Journalisten am Tage des Auftritts von Tony Blair vor dem Hutton-Ausschuß in den Sinn, an das eigentliche Thema der Untersuchung zu erinnern: die Umstände, die zum Selbstmord des Waffenexperten Dr. David Kelly führten, aufzuklären. Er schreibt zum 29. August 2003: u.a.

 

"... Wie es aussieht, sind einige Schlüsselfragen noch nicht beantwortet. Die erste ist die, ob Dr. Kelly die offizielle Erlaubnis hatte, mit den Medien zu sprechen, oder nicht. Normalerweise haben Beamte nach dem geltenden Beamtenrecht keine solche Erlaubnis und setzen sich Disziplinarmaßnahmen aus, wenn sie das Verbot mißachten. Tatsächlich hat Mr. Campbell in einer kaum bemerkten Antwort zugegeben, dass seine anfängliche Reaktion die war, Disziplinarmaßnahmen zu ergreifen.

Die zweite Frage ist, falls Dr. Kelly autorisiert war, mit der Presse zu sprechen (...) dann: nach welchen Regeln?
Dr. Kellys direkte Vorgesetzte, Richard Hatfield und Bryan Wells, haben dazu wohl gesagt, dass Dr. Kelly zwar eine solche Erlaubnis hatte, formell und informell, aber "seinen Ermessensspielraum überzogen" hätte. In diesem Fall eine unmmögliche Position für Mr. Kelly. Er hätte zwar nach dem Buchstaben das Beamtenrecht verletzt, indem er mit den Medien sprach, wäre aber letzten Endes nur dann zur Rechenschaft gezogen worden, wenn er irgendetwas gesagt hätte, was auf offizieller Seite Mißvergnügen ausgelöst hätte.
In dieser Hinsicht bestand seine Aufgabe wohl darin, die Medien bei Laune halten. Wenn er allerdings etwas bekanntgab, was die Regierung unglücklich machte, so setzte er sich dem Risiko aus, hinausgeworfen zu werden. So betrachtet war es kein Wunder, dass er in Verzweiflung geriet, als seine diskrete Unterhaltung mit (dem BBC-Korrespondenten) Gilligan auf einmal öffentlich wurde.
Der Premier hat gestern wenig über die öffentliche Preisgabe Dr. Kellys gesagt außer, dass sie darüber diskutierten, vor welchem Untersuchungsausschuß dieser zu erscheinen habe. Auf dessen persönliche Zwangslage oder dessen Gemütszustand hat er keine Gedanken verschwendet, als die Krise sich zuspitzte.

Zu seiner Ehre sei gesagt, dass Sir Kevin Tebbit, Dr. Kellys oberster Vorgesetzter, sich tatsächlich Gedanken über die Fürsorgepflicht seines Ministers gemacht hat. Lassen wir diese einzige Äußerung menschlichen Mitgefühls einmal beiseite, so hat der Verteidigungsminister und ganz sicher die Regierung ihren hauptamtlichen Waffenspezialisten und Ratgeber in ein Kühlhaus der Indifferenz gestoßen.

Natürlich, hinterher, oder wäre er noch am Leben, wüßte Dr. Kelly sicherlich, dass er jedes Wort, dass er den Medien anvertraut, vorher hätte absegenen lassen müssen.
Was im Hutton-Ausschuß noch zur Sprache kommen muß und worüber der Premier gestern kein Wort verlor, ist die Frage, ob Dr. Kelly mit der Presse reden durfte oder nicht. Wenn ja, dann wäre es an der BBC zu zeigen, ob das, was er gesagt hat, richtig wiedergegeben wurde."

John Keegan spielt auf eine in den Hintergrund geratene Tatsache an: Tony Blair, Geoff Hoon und viele andere auf Spitzenebene Beteiligte wußten, dass Dr. David Kelly keineswegs ein Gegner der Invasion des Irak gewesen ist. Darum war die Entscheidung, seinen Namen als BBC-Quelle zu verraten, ein äußerst raffinierter Schachzug. Man hätte ihm, dem scheinbar Abtrünnigen, seine eigenen Äußerungen unter die Nase halten können und wäre fein aus der Sache herausgewesen. Schon bei seiner ersten Anhörung war seine Stimme im Saal kaum zu verstehen. Den oben beschriebenen Definitionen von Verrat sei hinzuzufügen: das Verräterische am Verrat ist nicht zuletzt das Verratene.

Links zum Thema:
Der Originalartikel von John Keegan ist zu finden unter:
http://www.telegraph.co.uk/opinion/main.jhtml?xml=/opinion/2003/08/29/do2901.xml&sSheet=/portal/2003/08/29/ixportal.html&secureRefresh=true&_requestid=34649 über "Die geheime Welt des Dr. David Kelly": http://www.global-elite.org/modules.php?op=modload&name=News&file=article&sid=108&mode=thread&order=0&thold=0

über 19 andere in den letzten 20 Monaten verschwundene, ermordete oder den Freitod gewählt habende Waffenexperten gibt Auskunft:

http://www.global-elite.org/modules.php?op=modload&name=News&file=article&sid=71&mode=thread&order=0&thold=0


über unheimliche Vorgänge in den Laboren von Porton Down berichtet

http://www.rense.com/general39/secret.htm

http://www.global-elite.org/modules.php?op=modload&name=News&file=article&sid=85&mode=thread&order=0&thold=0


Wer Lust hat, tiefer in die Hintergründe der "Waffeninspektionen" im Irak einzudringen, dem seien als Einstieg zwei Artikel von Cheryl Seal über David Kay, einen amerikanischen Inspektor und Kollegen von David Kelly empfohlen: http://baltimore.indymedia.org/newswire/display_any/4430 und http://baltimore.indymedia.org/newswire/display/4522/index.php

eine völlig andere, aber überraschend klare Betrachtung dieser Problematik kommt aus Indien:

http://www.hinduonnet.com/thehindu/2001/11/04/stories/1304017n.htm





Teil II:          Freundeskreis die Freunde e.V. - Elizabeth Drew

von links nach rechts:
Dennis Hastert, Paul Wolfowitz, George W. Bush, Spencer Abraham

Im Begriff "Die Freunde" , auch: "Freundeskreis die Freunde" steckt mehr als der Verweis auf eine Stammtischrunde. Als sich letztes Jahr die Nachfolgeentscheidung für die Intendanz des ZDF hinschleppte, lag das keineswegs daran, dass mehrere beruflich hervorragend qualifizierte Kandidaten m/w im Laufe ihrer blendenden Karriere so viel Charisma entwickelt hätten, dass ihre Kollegen in den demokratischen Wahlgremien kaum wußten, wie und mit welchen Verlockungen sie diese Glanzlichter auf den leeren Sitz an der Spitze hieven sollten. Nein, es hing, wie ein Chefredakteur des ZDF damals im Deutschlandradio treffend bemerkte, "mit den verschiedenen Freundeskreisen zusammen", denen die in Frage kommenden Kandidaten angehörten, also ihren Clubs: getäfelte Wände, Ledersessel, Loyalität, Schneid und Schnitt.

Das Geflecht der Freundschaft besteht offiziell aus Vereinigungen, Förderkreisen, Instituten, neuerdings einfach Projekten. Es ist nicht unbedingt geheim, aber geschlossen genug, um nicht jedes Vorhaben gleich hinauszuposaunen; oder wie Helmut Kohl irgendwann einmal in den 80er Jahren einem fragenden Fernsehjournalisten erläuterte: "Die Öffentlichkeit wird Verständnis dafür haben, dass Gespräche unter Freunden nicht für die Öffentlichkeit bestimmt sind." Immerhin hat sich Kohl vor seinem Rückzug ins zweite Glied, an die OMERTA, das Schweigegelübde gegenüber seinen Freunden und Geldgebern gehalten. Das ehrt den Privatier, nicht jedoch den Staatsmann.

Die besten Freunde sind natürlich die Sponsoren. Dieser aus dem Englischen entlehnte Begriff verleiht dem Geschmier der Schmierer eine etwas sachlichere, rauhere Oberfläche. Da klingt Wohltäterschaft durch, selbstlose Großzügigkeit, nicht das schleimige Grinsen des alltäglichen Geschäfts. Insofern mußte unser Begriff "Die Freunde" spätestens seit den späten 70er Jahren irgendwann zu einem zentralen Begriff der Politikwissenschaft werden und hat die weniger durchlässige Rede von "herrschenden Kreisen", "herrschender Klasse" oder gar "Bourgeoisie" allmählich abgelöst. Viele sehen darin nur eine Korrektur, eine Anpassung an das Geschehen der Zeitgeschichte, die weitgehend von den Machenschaften mafiöser Gruppen geschrieben wird. So sind "die Freunde" letzten Endes nicht viel mehr als die Eindeutschung der amigos.



Elizabeth Drew über gewisse Freundeskreise

Nun hat die amerikanische Autorin Elizabeth Drew im Vol. 50, Number 10 - June 12, 2003 der NEW YORK REVIEW of BOOKS eine relativ präzise Beschreibung gewisser Freundeskreise geliefert, die gegenwärtig die Welt mit ihren ferngesteuerten Kreuzzügen in Atem halten. Sie schreibt dort unter der Überschrift Die Neokonservativen an der Macht (The Neocons on Power) einen beachtlichen Insiderbericht über die gegenwärtige amerikanische Regierung. Weil solch klare Übersichten selten sind, habe ich mir die Mühe gemacht, sie rasch und ohne stilistische Feilerei ins Deutsche zu übersetzen. Sie schreibt:
 


"1.

Der Konflikt innerhalb der Bush-Regierung, der in den vergangenen Monaten über eine Politik im Nachkriegs-Irak ausgetragen wurde, hat für allerlei Verwirrung gesorgt und die Bemühungen beim Wiederaufbau beschädigt. Die Einsätze sind enorm, nicht nur für die USA und die Iraker, sondern für den gesamten Mittleren Osten und den Rest der Welt. Schon mit Antritt der Bush-Regierung gab es Kämpfe zwischen dem Außenministerium (State Dept.) und dem Verteidiungsministerium (Defense Dept.), aber die Kontroverse über den Irak nach dem Krieg hat zu Bitterkeit und Messerstechereien geführt, wie sie Washington selten erlebt hat.

Bis zu einem gewissen Grade gehören die Spannungen zwischen den beiden Ministerien zum Alltag, allein wegen ihrer verschiedenen Aufgaben. Dieser Konflikt verbreitet sich bis ins Weiße Haus und die Räte und Büros verschiedener Beratungsgremien in der ganzen Stadt. Es ist wirklich ein Konflikt zwischen den Neokonservativen (im folgenden Neocons), die weitgehend dafür verantwortlich sind, uns in den Krieg gegen Irak geführt zu haben, und denjenigen, die etwas abschätzig "Realisten" genannt werden, die den USA empfehlen, ihre Anstrengungen zur Demokratisierung des Nahen Ostens etwas vorsichtiger anzugehen.

Das Wort "neokonservativ" bezieht sich auf ehemalige Liberale und Linke, die, bestürzt über die kulturrevolutionären Bewegungen der 60er Jahre mit ihren Vorstellungen einer Great Society "Großen Gesellschaft" konservative Weltanschauungen übernahmen, indem sie zum Beispiel gegen öffentliche Wohlfahrtsprogramme Stellung bezogen und für eine einmischungsfreudige Außenpolitik. Eine Gruppe heutiger "Neocons" hat im Pentagon und Weißen Haus Schlüsselpositionen besetzt und leistet sich sogar einen Maulwurf im Außenministerium.

Die wichtigsten Aktivisten (der Neokonservativen) sind Richard Perle, der bis vor kurzem dem verteidigungspolitischen Ausschuß vorsaß, dessen Mitglied er immer noch ist, ein immer schon ziemlich obskures Komitee, scheinbar ein reines Ratgebergremium, tatsächlich jedoch ein machtvolles Instrument neokonservativer Politik; James Woolsey, der zwei demokratischen und einer republikanischen Regierung gedient hat, CIA Direktor während der Clinton-Präsidentschaft war und nun für die Management-Beratung Booz Allen Hamilton arbeitet; Kenneth Adelman, ein früherer Staatssekretär unter Gerald Ford und Ronald Reagan, der Regierungsbeamte trainiert, indem er Stücke von Shakespeare als Gebrauchsanweisung der Macht einsetzt (http://www.moversandshakespeares.com); Paul Wolfowitz, stellvertretender Staatssekretär für Verteidigung und treibende Kraft der gegenwärtigen Irakpolitik der Regierung; Douglas Feith, parlamentarischer Staatssekretär für Verteidigungsfragen, offizieller Beauftragter des Pentagon für den Wiederaufbau des Irak; und I. Lewis ("Scooter") Libby, Stabschef bei Vizepräsident Dick Cheney. Zwei Hauptverbündete dieser Kerngruppe sind zum einen John Bolton, Minister für Waffenkontrolle und für internationale Sicherheitsfragen (obwohl er ein Gegner von Waffenkontrollen ist!), und zum anderen Stephen Hadley, der stellvertretende Sicherheitsberater der Regierung. Cheney selbst und Verteidigungsminister Donald Rumsfeld folgen in der Irakfrage den Neokonservativen.

Ein Netz verbindet diese Leute zu einer formidablen Allianz. Perle, Wolfowitz und Woolsey sind alte Freunde und Nachbarn aus Chevy Chase, Maryland. Sie haben im Pentagon zusammengearbeitet, dienten in den selben Komitees und Komissionen, und nahmen an den selben Konferenzen teil. Feith ist ein Protégé von Perle und arbeitete unter ihm während der Reagan-Regierung. Adelmann, ein Freund Perles, Wolfwowitz' und Woolseys stehen Cheney und Rumsfeld sehr nahe. Die Cheneys und Adelmans feiern jedes Jahr gemeinsame Hochzeitstage; Adelman arbeitete für Rumsfeld in drei verschiedenen Regierungsämtern, und die Adelman-Familie hat die Rumsfelds auf ihren verschiedenen Residenzen überall im Lande besucht. Wo0lsey und Adelman sind Mitglieder von Perles Beratergruppe im Pentagon. Bei Antritt dieser Regierung sorgte Perle dafür, dass sie mit Leuten besetzt ist, die seine aggressiven Ansichten teilen. (Perle trat vor kurzem von seinem Amt zurück wegen angeblicher Interessenkonflikte mit seiner eigenen Beratungsfirma, aber er bleibt Mitglied des Beratungsausschusses und seine Macht ist dadurch nicht geringer geworden). Bolton wurde auf Drängen seiner neokonservativen Verbündeten ins Außenministerium beordert. "Warum sollten wir keinen Maulwurf hier haben?" sagte mir daraufhin ein Beamter des Außenministeriums.

Perle, Woolsey und Wolfowitz sind allesamt Schüler des verstorbenen Albert Wohlstetter, Professor der Universität von Chicago, der für die RAND Corporation gearbeitet hat und später an der Universität von Kalifornien lehrte. In der Zeit des Kalten Krieges argumentierte er, dass nukleare Abschreckung allein nicht ausreichend sei, dass die USA einen wirklichen Atomkrieg planen müßten, um ihn zu verhindern. Er war ganz und gar überzeugt, die militärische Macht der UdSSR würde unterschätzt. Wolfowitz promovierte bei Wohlstetter; Perle begegnete Wohlstetter während seiner Zeit als Student in Los Angeles und wurde von dessen Tochter zum Schwimmen in deren Privathaus eingeladen. Später lud Wohlstetter Perle, der inzwischen in Princeton seinen Abschluß gemacht hatte, nach Washington ein, um zusammen mit Wolfowitz an einem Memorandum über den Anti-Raketen-Vertrag zu arbeiten, den Wohlstetter ablehnte und der während der Bush-Regierung aufgegeben wurde. Wohlstetter führte Perle beim demokratischen Senator Henry Jackson - den "Knaller" aus Washington ein, ein aggressiver kalter Krieger und Verfechter israelischer Interessen. Woolsey, der sich selbst "Knaller-Jackson-Demokrat" nannte, lernte Wohlstetter 1980 kennen, während sie beide bei einer Abteilung des Pentagon beschäftigt waren. Über Wohlstetter sagte mir Woolsey während eines Gesprächs Mitte April: "Ein Schlüssel, um zu verstehen, wie Richard, Paul und ich denken, ist Albert. Er übte einen maßgeblichen Einfluß auf uns aus."


 


Und durch Wohlstetter lernte Perle Ahmed Chalabi kennen, damals ein irakischer Exilant, der den irakischen Nationalkongreß gründete, eine Dachorganisation zahlreicher Exil-Iraker.

Perles Karriere war erstaunlich. Obwohl er nur ein einziges Regierungsamt bekleidete - die Assistenz eines Staatssekretärs für Verteidigung während der Reagan-Regierung - hatte er einen enormen Einfluß auf die Irak-Politik der Regierung. Er plädierte offen für die Beseitigung des Saddam-Regimes, kurz nachdem er 1987 das Pentagon verließ. In den 70ern, während er im Stab von Senator Jackson arbeitete, opponierte er gegen die Entspannungspolitik, half, die Ratifizierung des SALT II Waffenkontrollvertrags zu verhindern und half Jackson, das Jackson-Vanik-Gesetz durch den Kongreß zu peitschen, das den Handel mit der Sowjetunion unterbinden sollte, falls diese weiterhin Juden daran hinderte auszuwandern.

Während der Reagan-Regierung, als er assistierender Staatssekretär für Verteidigung war, wurde Perle berühmt für seine Opposition gegen Waffenkontrollgesetze und handelte sich den Kosenamen Prinz der Finsternis ein. In Zusammenarbeit mit einer kleinen Gruppe von Journalisten, die seine Ansichten teilten, wurde er bekannt dafür, jeden zu zerfleischen, der sich seinen Hauptanliegen widersetzte. Er machte seinen Einfluß durch zahlreiche Fernsehauftritte geltend, durch ein Netz von Verbündeten in der Bürokratie und durch seine Strategie, eine extreme Position zu beziehen, die den Boden in seine Richtung zur Neigung brachte, was oft funktionierte. Er ist ein starker Anwalt rechtsextremer Ansichten israelischer Führer und Mitglied des Aufsichtsrats der Jerusalem Post, die dem Likud nahesteht. Wenn er nicht gerade mit Kundschaft aus der Rüstungsindustrie zu tun hat, ist er ständiges Mitglied des A.merican E.nterprise I.nstitute, einer konservativen Ratsfabrik. In dieser Position lädt Perle verschiedene Leute zu einer jährlichen Konferenz in Beaver Creek, Colorado, ein, die u.a. vom A.E.I. und dem früheren Präsidenten Gerald Ford finanziert wird. Bei diesen Treffen war auch Ahmed Chalabi des öfteren zu Gast und wurde hier mit Cheney, Rumsfeld und Wolfowitz bekanntgemacht.

Chalabi floh mit 13 Jahren aus dem Irak, zusammen mit anderen Mitglieder seiner ebenso prominenten wie wohlhabenden schiitischen Familie. Das war nach dem Militärputsch von 1958, der die von den Briten eingesetzte Monarchie stürzte. Er studierte in Amerika - machte ein Mathematikdiplom am MIT (dem Massachussetts Institut für Technologie), dann den Doktor, auch in Mathe, an der Universität von Chicago (wo er Wohlstetter traf) - und ging daraufhin ins Bankgeschäft. Er wurde in Jordanien wegen Unterschlagung und Betrug verurteilt, begangen im Zusammenhang mit dem Zusammenbruch der Petra Bank, die er gegründet und angeführt hat. Im Guardian vom 14.4.03 wird anhand von Aussagen hochrangiger Bankprüfer, u.a. Arthur Andersen, beschrieben, wie Beträge in mehrstelliger Millionenhöhe auf die verschiedenen Konton verschiedener Familienmitglieder in die Schweiz, den Libanon und nach England verschoben worden sind. Chalabi selbst hat den Bankrott seiner Bank als Ergebnis einer Verschwörung der Regierung Saddam Husseins dargestellt. Nachdem er 1992 den Irakischen Nationalkongreß gegründet hatte, erhielt er Gelder vom CIA. 1995 schmierte er von kurdischem Boden im Norden Iraks aus einen Putschversuch gegen Saddam, der jedoch verrauchte. Sogar einer seiner Verbündeten meint, er habe möglicherweise den Grad an Unterstützung für seine Putschpläne durch frustrierte irakische Militärs überschätzt.

Chalabi behauptete seinerzeit, die CIA unterstütze ihn, aber Anthony Lake, Clintons Regierungsrat für Sicherheit, verneint dies. "Aus Angst vor einem erneuten Schweinebucht-Debakel", so sagte er mir, "stimmten alle darin überein, dass wir bei Chalabi unmißverständlich bleiben mußten. Die Amerikaner hatten die Kurden bereits zweimal verraten und wir wollten das nicht wiederholen, indem wir eine solch' dubiose Unternehmung unterstützten. Darum habe ich ihm persönlich mitteilen lassen, dass wir ihn nicht unterstützten." Ein gegenwärtiger hoher Regierungsbeamter sagt, dass Saddams Regierung über Chalabis Pläne informiert war und sie durchkreuzt hat.

Zurück in Washington, wo er einen Großteil seiner Zeit verbrachte, beeindruckte Chalabi verschiedene Kongreßmitglieder, unter ihnen John McCain und Joseph Liebermann; er wurde die treibende Kraft des Gesetzes zur Befreiung des Irak a.d.J. 1998, das den Sturz des Saddam-Regimes forderte mit dem Zusatz, das Außenministerium solle dem Irakischen Nationalkongreß (INC) 97 Mio. $ zur Verfügung stellen. Doch bevor es dazu kam, ordnete das Außenminsterium eine Prüfung an, wegen einiger merkwürdig angelegter Mittel mißtrauisch geworden, - sehr zum anhaltenden Ärger von Perle und anderer Neocons. Erst die neue Bush-Regierung begann mit der Finanzierung des Irakischen Nationalkongreß.

Chalabis Rolle im Nachkriegsirak wurde eine der umstrittendsten Angelegenheiten innerhalb der Bush-Regierung. Das Außenministerium betrachtet ihn als "reine Geldverschwendung", als jemanden, der viel zu lange keine Berührung mit dem Irak gehabt habe. Die Neocons bewundern seine starke Intelligenz, seinen Einsatz beim Sturz Saddams und seinen Kampf für Demokratie; sie sehen in ihm die perfekte Führungspersönlichkeit für den Nachkriegsirak.

Nach Kriegsbeginn und ohne das Außenministerium zu informieren, flog das Pentagon Chalabi und seine Paramilitärs, die von den Amerikanern in Ungarn trainiert worden waren, in den Irak. Ihre Absicht war, ihm für das Amt des Regierungschefs eine starke Ausgangsposition zu verschaffen. Aber das Außenministerium stellte sich diesem neuen Führer des Irak entgegen und Colin Powell blieb im Nationalen Sicherheitsrat hartnäckig bei seiner Linie, dass die USA dem Irak nicht von außen einen Regierungschef aufdrücken sollten, eine Position, die der Präsident in Diskussionen mit seinen nationalen Sicherheitsberatern Cheney, Condolezza Rice, Rumsfeld, Powell und George Tenet von der CIA übernahm. Zur offiziellen Position der US-Regierung wurde, dass das irakische Volk selbst über seine Zukunft entscheiden solle und dass sich die politischen Führer des zukünftigen Irak aus Leuten rekrutieren sollten, die während der Diktatur sowohl innerhalb als auch außerhalb des Landes gewesen sind. Bleibt allerdings die Frage, wie viele Persönlichkeiten, die gegen die Baath-Partei eingestellt waren, während Saddams Regime überleben konnten. Die Neocons sind verärgert, dass niemand vergleichbar mit Konrad Adenauer oder Václav Havel im Irak gefunden werden kann.

Trotz der Position des Präsidenten hören Chalabis Freunde in Washington nicht auf, ihn nachhaltig zu unterstützen. Ein hohes Regierungsmitglied sagt: "Deren einzige Lebensaufgabe scheint darin zu bestehen, Herrn Chalabi in eine Führungsposition zu hieven." Ein gut informierter Beamter sagte mir kürzlich, dass während der Sitzungen des Nationalen Sicherheitsrats "niemand sich der Auffassung widersetzen würde, dass es sowohl 'inländische' wie 'ausländische' Iraker geben muß. Einige Regierungsmitglieder sind nicht ausdrücklich dagegen, akzeptieren aber den Standpunkt nicht." Diese Person sagte, dass Rumsfeld und Wolfowitz, zusammen mit gleichgesinnten Außenseitern, die Position beziehen, dass "wir diesen Krieg führen und Chalabi installieren werden."

Die britische Regierung steht Chalabi, der mehrere Jahre im Londoner Exil verbracht hat, skeptisch gegenüber und hat die Bush-Regierung das wissen lassen. Sogar diejenigen außerhalb der Neokonzirkel, die Chalabi wohlgesonnen sind, stimmen darin überein, dass es ein großer Fehler der Chalabi-Fans bei der UNO war, aller Welt zu verkünden, dass er ihr Mann im Irak ist. Nun muß er in Baghdad von den US-Streitkräften beschützt werden.

Perle sagt von Chalabi: "Er ist eine außerordentliche Figur, brilliant, mit der Disziplin eines Mathematikers. Er ist jemand, mit dem Sie ein tiefergehendes Gespräch über diese Region, ihre Geschichte und Kultur führen möchten." Er fügt hinzu: "Oppositionsquelle gegen Chalabi sind die Diktatoren der Nachbarländer des Irak. Der Grund ist offensichtlich: er kämpft für Demokratie und die wollen andere Völker auch." Woolsey sagte: "Die Bürokratie des Außenministeriums neigt Richtung Saudi-Arabien und gegen Chalabi. Der Schlüssel zu Ahmed liegt nicht darin, dass er ein Banker ist, nicht darin, dass er 2000$-Hemden trägt, nicht dass er den Irak schon als Teenager verlassen durfte. Ich glaube, das Hauptproblem liegt darin, dass er Schiite ist: die staatliche Bürokratie lag schon immer in Händen der Sunniten, in Saudi-Arabien, Ägypten, dem Irak - ziemlich überall im Nahen Osten. (60 % der irakischen Bevölkerung sind Schiiten, aber es gibt so gut wie keine Anzeichen dafür, dass der säkulare Chalabi die Unterstützung der schiitischen Geistlichkeit im Irak besitzt). Woolsey fügte hinzu: "Die Bürokratie des State Department liebt zuverlässige Kundschaft und die CIA will gern alles kontrollieren, aber Chalabi ist nicht kontrollierbar, er hat seine eigenen Ansichten."

Als wir uns im April trafen, erzählte mir Kenneth Adelman: "Alles fängt damit an, dass die Konservativen nun für radikale Änderungenn eintreten und die Progressiven - die etablierten Außenpolitiker - für den Status Quo eintreten." Er fügte hinzu: "Die Konservativen glauben, dass der Status Quo im Mittleren Osten ziemlich schlecht ist und die alten Konservativen glauben, dass der Grundsatz, Stabilität sei gut, auf den Mittleren Osten nicht angewendet werden kann. Der Status Quo im Mittleren Osten hat Terroristen ausgebrütet."

                           
 

2.

Im Januar hat der Präsident eine geheime Direktive zur nationalen Sicherheit unterschrieben, die das Verteidigungsministerium ermächtigt, die Nachkriegspolitik im Irak zu managen und wies andere Institutionen an, sich mit diesem zu koordinieren. Aber dadurch wurde nichts befriedet: der Konflikt zwischen dem Verteidigungs- und Außenministerium hielt an. Dieses unterbreitete eine Liste von Leuten, die beim Wiederaufbau des Irak tätig werden sollten und das Verteidigungsministerium wiese einige davon zurück, ohne jenes darüber in Kenntnis zu setzen.

Die Bestallung des pensionierten Generals James Garner, den Wiederaufbau im Irak zu leiten, war von Anbeginn strittig. Garner war ein Freund Rumsfelds aus den Tagen, als sie 1998 in einer Kommission für die Errichtung eines Raketenabwehrsystems zusammenarbeiteten. Nach dem ersten Golfkrieg war Garner wegen seines Managements der "Operation: sorge für Bequemlichkeit" (Operation Provide Comfort), die kurdischen Flüchtlingen galt, im Nordirak sehr gelobt worden. Die Bush-Regierung hatte die Kurden im Norden ebenso wie die Schiiten im Süden zum Aufstand gegen das Regime ermuntert, sie dann aber fallenlassen. Garner, Chef einer Firma, die Raketenteile herstellt, hatte Israel dabei beraten, wie man Patriot-Raketen während des Golfkriegs einsetzt. Vor kurzem war er einer von 44 pensionierten Offizieren, die eine Denkschrift unterzeichneten, in welcher die "beachtliche Zurückhaltung" der israelischen Verteidigungskräfte "angesichts tödlicher, von der PLO orchestrierter Gewalt" gelobt wird. Garners Unterstützung für die israelische Regierung ist in der arabischen Presse genauestens verfolgt worden; die amerikanische, konservativ jüdische Zeitschrift Forward veröffentlichte im vergangenen März stolz einen Artikel mit der Überschrift: "Pro-israelischer General wird den Wiederaufbbau im Nachkriegs-Irak beaufsichtigen."

Bevor der Krieg zuende war, hat sich Garner mitsamt Stab (einige hundert Leute) in einer Reihe von Strandvillen in Kuweit eingerichtet und unter absoluter Geheimhaltung Pläne für die Nachkriegszeit geschmiedet. Nachdem sie Baghdad erreichten, igelten sie sich weitgehend unerreichbar in einem großen Palast ein, in einer völlig unsicheren Umgebung, auf die sie nicht vorbereitet waren.

Dann verlautete im frühen Mai, dass - über dem Kopf von Garner - ein Zivilist, Paul Bremer, Beamter des Außenministeriums, ehemals verantwortlich für Antiterrormaßnahmen und vormals Manager in einer Beratungsfirma Henry Kissingers, mit dem Wiederaufbau des Irak beauftragt würde. Die Regierung hatte viel zu spät mitgekriegt, dass es keine gute Presse machte, einen Militär mit den Wiederaufbaubemühungen zu beauftragen und war damit in ernste Schwierigkeiten geraten. US-Beamte hatten das Chaos, das dem Krieg folgen würde, völlig unterschätzt: sie hatten keinen angemessenen Plan, hatten Krankenhäuser und andere öffentlichen Gebäude nicht vor Plünderern schützen können oder Bürger vor Gewaltverbrechen, und hatten es bis zum Mai nicht einmal geschafft, Rudimente einer Ordnung wiederherzustellen. Die Anführer der lange Zeit unterdrückten schiitischen Muslime nahmen einige Viertel in ihren Besitz und machten sich für einen Gottesstaat stark. Irakis agitierten für den Rückzug der Amerikaner aus ihrem Land. Das Außenministerium hatte sich von Anfang an dafür eingesetzt, dass ein Zivilist den Wiederaufbau leiten sollte und neben anderen hat sich die britische Regierung darüber beklagt, dass die Bush-Regierung einen Militär engagiert hatte.

Rumsfeld, so erzählte man mir, hat die Berufung Bremers, der den Neocons nahesteht, empfohlen und hohe Beamte des Außenministeriums waren sehr angetan von dieser Idee, weil sie Bremer als einen der ihren betrachteten. So gesehen war Bremers Berufung eine Rarität: Außenministerium und Verteidigungsministerium waren beide begeistert - während Garner, ziemlich beleidigt, den Irak bald darauf verließ, zusammen mit einigen anderen Beamten, denen jede Fähigkeit abgesprochen wurde, die man für Aufgaben im Nachkriegs-Irak benötigt. Aber Robert Oakley, vormals Botschafter in Pakistan und Zaire, Spezialbeauftragter für Somalia unter zwei Präsidenten, vormals Chef eines Anti-Terror-Programms (das von Bremer beerbt wurde), und heute Gasthörer der National Defense University, sagte mir nach der Umbildung: "Ich glaube nicht, dass es etwas ausmacht, wer geht und wer dann seinen Platz einnimmt. Es ist zu spät. In vielerlei Hinsicht entwickeln sich die Dinge da draußen völlig außerhalb unserer Einflußmöglichkeiten."

Perle bestätigte mir, was andere mir bereits gesagt hatten: dass er der Anführer der Pro-Chalabi-Gruppe gewesen ist. "Es lag vielleicht daran, dass ich ihn schon länger kenne und ihn anderen vorgestellt habe", sagte er. Er kennt Chalabi nun bereits zwölf Jahre. Es war Chalabi, der die Kriegsplaner der USA in ihrem Glauben ermutigten, dass die Schiiten im Süden die Amerikaner als Befreier willkommen heißen würden (trotz der Tatsache, von ihnen 1991 verraten worden zu sein), dass es der irakischen Armee an Kampfeswillen gebräche, und dass massenhaft Überläufer von Seiten der Republikanischen Garden zu erwarten wären. Diese Ratschläge verführten Cheney dazu, bei einer Pressekonferenz zu sagen: "Ich glaube wirklich, dass wir als Befreier begrüßt werden ... Ich denke, die regulären Streitkräfte werden nicht kämpfen und ebenso viele Angehörige der Republikanischen Garden dem Konflikt wahrscheinlich aus dem Weg gehen wollen"; und sie verführten Kenneth Adelman zu der Vorhersage, dass der Sturz Saddams ein Nachmittagsspaziergang würde. Der übertriebene Optimismus der US-Beamten war das Ergebnis nicht nur von Chalabis sogenannten Informationen, sondern auch von dessen Eifer, den Krieg zu verkaufen. Perle räumte ein, dass er die Rolle von Saddams Fedajiin unterschätzt habe, eine paramilitärische Truppe, die von seinem Sohn Uday nach dem Golfkrieg aufgebaut worden ist. "Was wir nicht erwartet hatten", sagte Perle, "war, dass die Fedajiin Saddam Richtung Süden gingen, in Busladungen" - und auf diese Weise die Einnahme etlicher Städte im Südirak schwieriger gestalteten als erwartet.

Perle und Chalabi hatten argumentiert, dass zwischen 40- und 80tsd. amerikanische Soldaten genügen würden, dass, falls eine kleine Anzahl Truppen hineingeschickt würden, diese durch Kräfte des Irakischen Nationalkongreß aufgefüllt werden könnten und sich große Teile der irakischen Armee ihnen anschließen würden. Als Rumsfeld mit den Vorbereitungen zur Invasion begann, spielte er eine strategische Variante mit 80tsd. durch. Er war ganz scharf darauf zu beweisen, dass das Militär, insbesondere die Armee, abgespeckt werden könnte, dass viele ihrer ehemaligen Rollen auf dem Schlachtfeld von ausgefeilten neuen Waffensystemen und militärischen Spezialkommandos übernommen werden könnten.

Indem die Zahl der US-Streitkräfte, die im Irak kämpfen mußten, auf etwa 230 bis 250 tsd. begrenzt wurde - ungefähr die Hälfte der Truppen, die man im Golfkrieg in den Kampf geschickt hatte - und indem man verspätet die Truppen zurückbeorderte, die eigentlich über die Türkei einmarschieren sollten (sie kamen nicht vor dem Ende der Kampfhandlungen dort an), nahm Rumsfeld einige große Risiken in Kauf. Neben anderen Konsequenzen hatte man nicht genügend Truppen zur Verfügung, um mit dem Chaos in Baghdad zurechtzukommen. Einige Militärexperten beklagten sich, dass Versorgungslinien unnötigerweise in Gefahr gerieten und dass es unnötige Verluste an Menschenleben gegeben habe. Der pensionierte General Wesley Clark sagte CNN: "Wir nahmen das Risiko auf uns und es klappte ... Aber ich gehöre immer noch der Schule an, die sagen würde, nimm' keine unnötigen Risiken in Kauf." Rumsfeld wollte beides. In einer einzigen Presseerklärung bestand er darauf, dass die Truppenstärke ausreichte und dass das Baghdad Museum nicht beschützt werden konnte (so wie das Ölministerium), weil "wenn wir gegen Plünderungen vorgehen, dann werden Leute getötet und verwundet."

Rumsfelds Entschlossenheit, die Zahl der Truppen im Irak klein zu halten, zog sich bis in die Nachkriegsperiode. Schon nach Jahresbeginn hat General Eric Shinseki, Stabschef der Armee, vor dem Kongreß ausgesagt, dass zumindest 200 tsd. Mann nach Ende der Kampfhandlungen benötigt würden. Rumsfeld und Wolfowitz, die nur ungern einer öffentlichen Meinung gegenübertreten, die denkt, ein Krieg im Irak würde den Amerikaner langfristig eine große Last aufbürden, waren über Shinsekis Aussage sehr verärgert. Wolfowitz bezeichnete sie schon tags darauf als "weit übertrieben". So blieb es bei unter 200 tsd. Mann Truppenstärke im Irak. Rumsfeld wies nach dem Ende der Kampfhandlungen alle Anfragen nach einer größeren Anzahl Militärpolizei zur Aufrechterhaltung der Nachkriegsordnung und zum Schutz von Einrichtungen zurück. Bis zum 12. Mai waren ungefähr 150 tsd. Mann US-Truppen im Irak, mit einigen mehr in der Region. Zu spät gaben Regierungsvertreter in privatem Kreise zu, dass sie das Ausmaß von Gesetzlosigkeit und Plünderei nach dem Krieg unterschätzt hätten - obwohl diese Art von Verhalten in Nachkriegssituationen überhaupt nichts ungewöhnliches ist.

Wie Perle, so hat auch Wolfowitz den Sturz Saddams bereits vor der Regierungsübernahme durch Bush favorisiert, und bei Treffen der Sicherheitsberater kurz nach dem 11. September haben Rumsfeld und Wolfowitz ihre Sicht der Dinge weiter vorangetrieben: dass Saddams Regime ausgelöscht werden müsse. Irak war ein terroristischer Staat, argumentierten sie, und sollte ein Ziel im "Krieg gegen den Terrorismus" sein. Kenneth Adelman sagt: "Bereits zu Beginn der Regierungszeit sprachen die Leute über den Irak, aber es war nicht machbar. Es gab keinen Anhaltspunkt. Das änderte sich mit dem 11. September, weil dann erst die Leute bereit waren, sich der Tatsache eines internationalen terroristischen Netzwerks zu stellen, und terroristischen Staaten wie dem Irak. Die terroristischen Staaten sind sogar schlimmer als terroristische Netzwerke, weil sie über viele Ressourcen verfügen - sie haben Geld, sie haben Waffen, und sie können Konterbande in diplomatischen Koffern transportieren."

Iraks angebliche Verbindungen zu al-Quaeda sind immer noch nicht bewiesen; aber Bush war offenbar überzeugt, dass es sie gab. (Rumsfeld und Wolfowitz, unglücklich darüber, dass die CIA und die pentagoneigene Militärische Abwehr ihre Anschuldigungen über die irakischen Verbindungen zum Terrorismus nicht bestätigte, bauten daraufhin ihren eigenen Informationsdienst auf, der mit größerer Wahrscheinlichkeit berichtete, was sie hören wollten.) Indem sie ununterbrochen wiederholten, dass der Irak mit internationalem Terrorismus kooperierte, gelang es dem Präsidenten und anderen Vertretern der Regierung vor dem Krieg, fast die Hälfte der amerikanischen Öffentlichkeit davon zu überzeugen, dass der Irak in die Angriffe auf das World Trade Center involviert gewesen ist. Einige Quellen erzählten mir, dass, wenn Cheney und seine Neocon-Verbündeten den Weg freigehabt hätten, der Krieg mit dem Irak schon im Frühjahr 2002 begonnen hätte; sie schreiben die Verspätung Colin Powells Erfolg zu, den Präsidenten davon zu überzeugen, die Sache vor die UNO zu bringen und Waffeninspekteure in den Irak zu schicken.

Kurze Zeit nach dem 11. September wurde hohen US-Militärs von Seiten einiger Regierungsvertreter nahegelegt, dass neben dem Irak noch sechs weitere Regime beseitigt werden müßten, weil sie terroristische Gruppen beherbergten: Syrien, Iran, Libanon, Somalia, Sudan und Libyen. Die Regierung hatte den "Krieg gegen den Terrorismus" erklärt, aber unsicher darüber, wie er auszufechten sei, verfolgte sie die Strategie, die "Sümpfe auszutrocknen", in denen er angeblich brütete.
Als Bush am 1. Mai das Ende der Hauptkampfhandlungen ankündigte, nannte er diesen Krieg "einen Sieg im Krieg gegen den Terror, der am 11. September 2001 begann und immer noch weitergeht."

Die Versicherung der Neocons, dass die Vereinigten Staaten nicht nur Saddam beseitigen, sondern den Irak und den Rest des Mittleren Ostens in demokratische Staaten verwandeln könnten, beruht auf etlichen falschen Analogien. Wolfowitz, seine Neocon-Verbündeten und Journalisten, die ihre Ideen verbreiten, zitieren oft Deutschland und Japan nach dem Zweiten Weltkrieg als Beispiele von Ländern, die erfolgreich in Demokratien verwandelt wurden. Aber im Gegensatz zum Irak besaß Japan eine weitgehend homogene Kultur und ein Symbol nationaler Einheit, den Kaiser, der seinen Titel, wenn auch nicht seine Macht, behielt. Japan ist seit dem Ende des Krieges im wesentlichen von einer einzigen Partei regiert worden. Und Deutschland, das ebenfalls eine relativ festgefügte Gesellschaft besaß, hatte bereits vorher eine demokratische Verfassung und parlamentarische Einrichtungen, bis Hitler schließlich 1933 zum Kanzler gewählt wurde. Darüberhinaus besetzten die USA Japan für sieben und Deutschland für vier Jahre. Rumsfeld hat gesagt, dass für die Besetzung des Irak durch US-Truppen kein Zeitlimit gesetzt werden könne, aber US-Vertreter sind sich im Klaren darüber, dass, je länger es dauert, umso größer die Gefahr für die US-Truppen sein wird - und der Druck zuhause wachsen wird, die Soldaten heimzuholen. (Die Neocons - wie die Vertreter früherer Regierungen und einige Akademiker - versichern uns auch, dass Demokratien keine Kriege gegeneinander führen, aber das ist eine ziemlich waghalsige Behauptung).

Weil einige - aber bestimmt nicht alle - Neokonservativen Juden sind und auf jeden Fall den Likud hartnäckig unterstützen, wurden sie beschuldigt, dass ihre Absicht, die Region zu "demokratisieren", vor allem von ihrem Wunsch beflügelt wird, Israel mit einer freundlicheren Nachbarschaft zu versorgen. Solch eine Sicht könnte die ansonsten etwas merkwürdigen Äußerungen Wolfowitz' erklären, "die Strasse zum Frieden im Nahen Osten führt durch Baghdad." Aber es stimmt auch, dass Bush und sein Chefberater Karl Rove darauf aus sind, 2004 mehr jüdische Stimmen zu gewinnen als Bush im Jahre 2000 bekam und die Unterstützung der christlichen Rechten zu behalten, deren Mitglieder Israel ebenso vehement unterstützen. Die Neokonservativen sind mächtig, weil sie zusammenhalten, entschlossen sind, von einer Ideologie getrieben und clever (obwohl ihr Urteilsvermögen angezweifelt werden kann), und einige hohe Regierungsbeamte, einschließlich des Vizepräsidenten, stehen ihnen nahe. (Rove wurde dafür bekannt, dass er das "Straße-durch-Bagdhad"-Argument übernahm, was diesem einen zusätzlichen Antrieb verschaffte).

Aber die Neocons gewinnen nicht immer. Im Streit darüber, wie stark die UNO in den Nachkriegs-Irak eingebunden werden sollte, bevorzugten das amerikanischen Außenministerium und Tony Blair eine starke Rolle, während das Verteidigungsministerium im Grunde darauf verzichten wollte. Der Präsident nahm eine mittlere Position ein, indem er der UNO eine "vitale Rolle" zubilligte. Am 9. Mai ließen die Vereinigten Staaten den Vorschlag für einen speziellen UNO-Koordinator zirkulieren, der mit ihnen in humanitären Fragen zusammenarbeitete und den US-Beamten half, politische und zivile Institutionen aufzubauen. Colin Powell ist ein Meister innerbürokratischer Auseinandersetzungen, aber wenn das Weiße Haus eine Entscheidung zugunsten Powells trifft, nehmen die Ideologen auf der Rechten das nicht sehr ernst: sie üben weiter Druck aus. Powell neigt generell dazu, nachdem er sich einmal für eine Position stark gemacht hat, am Ende seinen Oberkommandierenden zu unterstützen - wie er es tat, als sie in den Irak-Krieg gezogen sind. Eine diplomatische Quelle hat Powell als den "Nicht Einsackbaren" bezeichnet, wegen seiner öffentlichen Beliebtheit (die höher als die Bush's ist) und wegen seines internationalen Rufs.

Über Rumsfeld wurde berichtet, dass er vor dem 11. September fast jeden vor den Kopf gestoßen habe - den Kongreß, das Militär, die Rüstungsindustrie (welche die Republikaner massiv unterstüzt hatte) - und dass seine Ideen zur Armeereform im Nichts münden würden. Seit Kriegsbeginn sitzt er nun auf dem hohen Roß. Am Sonntag nach dem Fall Baghdads, schrieben die Washington Post und die New York Times in ihren Leitartikeln über Rumsfeld, er habe nun eine Kommandorolle in der Regierung übernommen. Das war kein Zufall. Diese Geschichten wurden offensichtlich von Rumsfelds Leuten in Umlauf gebracht. Rumsfeld und seine Verbündeten verschaffte der Sieg im Irak Schützenhilfe bei ihrem Kampf mit anderen Kräften und brachte Unterstützung für ihre Pläne einer Armeereform. So ist nun auch Rumsfeld nicht in den Sack zu kriegen. Als Folge davon wird der Konflikt zwischen den beiden Ministerien, der in seiner Offenheit und Intensität noch sie so stark war wie heute, weitergehen, solange jedenfalls Powell und Rumsfeld im Amt bleiben.

Bush, der manchmal ziemlich schnippisch und harsch mit seinem Stab umgeht, selbst mit seinen höchsten Ratgebern (und über ein furchteinflössendes Temperament verfügt), haßt undichte Stellen und toleriert keine offenen Auseinandersetzungen zwischen Beratern in anderen Fragen. Er hat schon etliche Mitglieder seiner Regierung gefeuert, weil sie seine Politik in Frage stellten, besonders sein Wirtschaftsprogramm; trotzdem: im Nationalen Sicherheitsrat toleriert er offene Konflikte. Einige Leute fordern, Condolezza Rice solle für eine bessere Zusammenarbeit sorgen, doch ein vormaliger hoher Beamter des Außenministeriums sagt: "Sie können Leute nicht zusammenbringen, die sich weigern, zusammengebracht zu werden." Der Präsident selbst scheint unfähig oder unwillig, Ordnung zu schaffen. Leute, die vertraut mit Rumsfelds Stil sind, sagen, dass er die Leute einschüchtert und dass sie sich in seiner Gegenwart unwohl fühlen; ein alter Republikaner nennt ihn "aufreibend". Powell seinerseits hatte im Sicherheitsrat manche Bedenken zur Kriegsplanung vorgetragen, gab aber nie öffentliche Erklärungen über seine Zweifel ab. Er sagte: "Ich bin nicht länger ein Soldat. Ich werde darum keine Verteidigungspolitik mehr betreiben." Rumsfeld fehlt es an entsprechender außenpolitischer Zurückhaltung. In seinen fast täglich ausgestrahlten Pressekonferenzen - ohne Beispiel für ein Kabinettsmitglied - bei denen er ganz klar die treibende Kraft ist, hat er ohne Zögern andere Länder beschimpft, unter anderem Frankreich und Deutschland.

Die Probleme im Nachkriegsirak wären in jedem Falle schwierig gewesen, aber sie wurden letztendlich durch verschiedene Faktoren verschlimmert: durch den Eifer der Regierung, besonders auf Seiten der Neocons und ihrer Verbündeten, Saddam zu entmachten, ohne einen Friedensplan zu haben; durch Bush's Spielchen, noch lange nach seiner Entscheidung für den Krieg so zu tun, als ob noch nichts entschieden wäre; durch das fehlende Interesse der Regierung an Friedenserhaltung und ihren Glauben, dass entsprechende Anstrengungen politisch unpopulär seien (eine Altlast der 2000er Wahlkampagne, die sich bereits in Afghanistan als destruktiv erwiesen hat); und schließlich durch Rumsfelds Entschlossenheit, die Truppen im Irak nach dem Krieg so gering wie möglich zu halten - zu welchem Preis auch immer.

Senator Richard Lugar, der Vorsitzenden des Senatsausschusses für Außenpolitik, hat sich öffentlich darüber beklagt, dass die Planungen für die Nachkriegszeit "sehr spät begannen ... Ein Abgrund, der beträchtliches Leid zur Foge hatte, hat sich aufgetan." Bush, dessen Präsidentschaft als dreist, ja geradezu radikal bezeichnet werden kann, hat sich nun auf sein bislang riskantestes Spiel eingelassen.

14. Mai 2003

Die englische Originalfassung ist zu lesen unter http://www.nybooks.com/articles/16378

Zum Thema Die Freunde gibt es eine sehr gut gemachte interaktive Internetseite:

http://www.theyrule.net

Sie wird zur Zeit wieder aktualisiert, aber man kann mit ihr relativ mühelos personelle Verflechtungen zwischen diversen Körperschaften, Konsortien und Konzernen eigenständig herstellen. Wer also z.B. etwas über Freundinnen erfahren will, der schaue dort z.B. via LOAD MAP via OLD GIRLS NETWORK nach, was Helen L. Kaplan mit ihren Freundinnen bei J.P. Morgan Chase, Exxon-Mobil, MetLife und anderen verbindet. Die Seite ist für den politischen Unterricht sehr zu empfehlen.

Aktualisierung am 8. Oktober 2003: Pepe Escobars umherschweifendes Auge folgt den Freunden mitten in den gegenwärtigen Irak. Wir treffen hier den gestrauchelten Banker als bodenlose Marionette der Neocons wieder.

http://www.atimes.com/atimes/Middle_East/EJ07Ak02.html







Teil III:          Ein Geschmack von Asche auf der Zunge


"Terroristen kümmern sich nicht darum, wer du bist, - sie wollen nur, dass du tot bist!"
Ein Juwel der Menschheitsgeschichte: die Mini-Atombombe



1. FOX-NEWS: "Terrorists don't care what you are - they just want you dead!"

2. THE AGE, Melbourne, 21. August 2003: "This deadly mix of local resistance and foreign jihadist fighters is transforming Iraq, as Deputy Defence Secretary, Paul Wolfowitz told Congress just a few weeks ago, into "the central battle" in the war on terrorism. Mr Wolfowitz, like Mr Bush, is not intimidated by this battle. He quoted a top general as saying: "It's much better to be killing those people in Iraq than to have them come here and kill Americans."

Das tödliche Gemisch aus lokalem Widerstand und ausländischen Jihad-Kämpfern macht den Irak zum Hauptschlachtfeld im Krieg gegen den Terrorismus. Herr Wolfowitz, wie Herr Bush, hat keine Angst vor dieser Schlacht. Er zitiert einen führenden General: "Es ist viel besser, diese Leute im Irak umzubringen als zuzulassen, dass sie hier rüberkommen und Amerikaner töten."

Frage: Warum schlägt der mutige Mann seine Zelte nicht in Baghdad auf? Vielleicht wartet er, bis FOX-News die Lufthoheit über arabische Teestuben gewonnen hat. Dazu fehlt es diesen allerdings einstweilen an der nötigen Stromversorgung. Trotzdem ist seine Sorge groß:

3. SPIEGEL ONLINE, 27. Juli 2003: Wolfowitz kritisiert arabische Medien heftig. - Der stellvertretende US-Verteidigungsminister Paul Wolfowitz hat in scharfer Form arabische Medien wegen "falscher und für unsere Truppen gefährlicher Berichterstattung" kritisiert. Al-Dschasira habe beispielsweise wahrheitswidrig über eine Festnahme eines Schiitenführers berichtet, worauf es Angriffe gegen die Sicherheitskräfte gegeben habe, sagte Wolfowitz in einem Interview des Fernsehsenders Fox News nach der Rückkehr von einer mehrtägigen Irak-Reise.

"Diese Medien tragen eine Verantwortung, dies ist kein Spiel,... wir können das nicht akzeptieren", sagte Wolfowitz. Mitverantwortlich seien auch die Regierungen der Länder, in denen die Medien ihren Sitz hätten. Man habe inzwischen mit der Regierung von Katar, dem Sitz von al-Dschasira, gesprochen. "Die Antworten waren nicht zufriedenstellend", sagte der stellvertretende Verteidigungsminister. Die US-Regierung müsse nun prüfen, was zu tun sei. Es sei nicht tolerabel, das Medien, die früher dem Saddam-Regime zugeneigt gewesen seien, nun Hass gegen Amerika säten.

4. Counterpuch.org, 25. Juli 2003, - Immer noch glauben Millionen von Amerikanern, Saddam Hussein stehe hinter den Anschlägen des 11. September. Keiner weiß, dass die Söhne Husseins zwar Iraker gefoltert haben, sich aber niemals an nur einem einzigen Amerikaner vergriffen. So steht zu vermuten, dass es um Bush's persönliche Genugtuung geht, nachdem er auf einem republikanischen Parteitag in Houston, September 2002, bemerkte: "After all, this is the guy that tried to kill my Dad at one time". Wer erinnert sich noch, dass der frisch gewählte Präsident Clinton aufgrund dieses nie aufgeklärten Attentatversuchs auf Daddy Bush 20 Cruise Missiles auf Bagdhad abfeuerte und dabei neben Dutzenden unbekannten Zivilisten Frau Layla al-Altar, Künstlerin und Direktorin des Nationalen Kunstforums, ermorden ließ? Die Vendetta fordert ihre Blutopfer.

Kurt Nimmo: "As Tommy Franks admitted during Bush's invasion, the Pentagon is not in the business of counting dead people. But according to the Iraq Body Count project, between 6,000 and nearly 8,000 civilians have died so far, not counting the 1.6 million people who have died as a result of the sanctions put in place by Bush Senior and the United Nations and stringently -- and sadistically -- maintained by Clinton and Bush Junior. Prior to the depredations of these war criminals, Iraq was widely regarded as having the finest health care system in the Middle East. After Gulf Invasion I, however, between 4,500 to 6,000 children died from preventable disease and malnutrition every month. Some say the death rate is even worse now after Bush II's vendetta against Saddam Hussein".

Von diesen Morden spricht die amerikanisch-britische Propagandamaschine nicht. Warum nicht? Ganz einfach, weil Journalisten, Filmemacher und Moderatoren massiv eingeschüchtert werden. Kurt Nimmo: "Fox News, CNN, CBS, NBC, ABC, the whole of the corporate media, mostly ignored the crimes perpetuated against innocent Iraqis, as they ignored those committed against the people of Afghanistan. "It seems too perverse to focus too much on the casualties or hardship in Afghanistan," wrote CNN Chairman Walter Isaacson in a memo back in October, 2001. "DO NOT USE photos on Page 1A showing civilian casualties from the U.S. war on Afghanistan," Ray Glenn, copy desk chief of the News Herald in Panama City, Florida, warned his employees on October 31, 2001. "Our sister paper in Fort Walton Beach has done so and received hundreds and hundreds of threatening emails and the like. Also: DO NOT USE wire stories that lead with civilian casualties from the U.S. war in Afghanistan. Failure to follow any of these or other standing rules could put your job in jeopardy." In other words, in Bush's America, telling the truth can cost you your job and put your family at risk. It can result in threatening emails sent by enraged flag-wavers and armchair sadists.

"There is a distinct change in journalism since the September 11 terrorist attacks. The press has failed to perform its crucial role of government watchdog and instead become the American-flag waving, jingoistic press of the First World War," wrote Victoria E. Sama, former CNN International producer, to Eason Jordan of CNN on March 24, 2003. "Reporting the number of Iraqi civilian casualties may damage support for the president's war. Or maybe it won't. That's for American viewers to decide. It is not CNN's job to report only what is popular. It is not CNN's job to become a cog in the president's propaganda machine. It is CNN's job to report the truth, and to find facts that help citizens make an informed decision about the war in Iraq. Please don't fail the American public, and yourselves, again."



 

 


^^

Home LebensDaten Werke Aufführungen Aktuell Kontakt

Copyright © 2001-2002, HDTVideo, eine Manfred Hulverscheidt Internetseite. Alle Rechte vorbehalten.
Gestaltung: seamean@yahoo.com