Im
Schatten der Freunde - August 2003
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von
Manfred Hulverscheidt
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Teil
I : Staaten,
Schurken und Verräter - David Kelly |
...
ich hatte weder Ahnung vom Ausgangsmaterial noch
von den Quellen. Ich
unternahm
darüberhinaus nichts, diese herauszufinden
(Alastair
Campbell, Manager von Tony Blair, vor dem Hutton-Untersuchungsausschuß)
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"Der
Mann, der als BBC-Quelle genannt wurde,
wird vermißt"- Man named as BBC
source missing. Die Meldung lief am Morgen
des 18. Juli 2003 als Ticker-Animation über
die frisch gesetzte Online-Ausgabe des britischen
Guardian. Ich schnappte sie unruhig-neugierig
auf. Mich hatte seit einigen Tagen die Diskussion
in England um die ominöse "Quelle"
neugierig gemacht. Quellenstudien gehören
zu meinem Beruf, die meisten sind historisch,
viele schon lange tot. Diese Quelle aber
lebte noch und hatte, ohne dass sie jemand
kannte, für großen Wirbel in
der britischen Öffentlichhkeit gesorgt.
F.
Aß er irgendwas zu Mittag?
Aw: Ja, hat er, Ich sagte zu ihm ...
er wollte nichts, aber er aß
etwas. Ich machte ein paar Sandwiches
und er trank ein Glas Wasser. Wir
saßen uns am Tisch gegenüber.
Ich versuchte, mit ihm zu sprechen.
Ich fühlte mich ziemlich elend,
genauso wie er. Er sah zerstreut und
bedrückt aus.
F. Wie hätten Sie ihn zu dieser
Zeit beschrieben?
Aw. O, ich dachte, er muß sehr
traurig sein. Er war wirklich sehr
sehr ... er war in sich zusammengesunken.
Aber da hatte ich noch keine Ahnung,
was er später tun würde,
nicht die geringste.
F. Und so sah er also aus. Haben Sie
beim Mittagessen viel gesprochen?
Aw. Nein nein. Er brachte keine zwei
Sätze zusammen. Er konnte überhaupt
nicht sprechen.
F. Sie sagten, sie hätten sich
schlecht an diesem Tage gefühlt?
Aw. Das stimmt
F. Was taten Sie?
Aw. Ich ging weg, um nach dem Essen
ein Nickerchen zu halten, das mache
ich ziemlich häufig wegen meiner
Arthritis. Ich fragte ihn: "Was
wirst Du machen?" Er sagte: "Ich
mache vielleicht einen Spaziergang."
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Um
3 Uhr nachmittags hatte der Mann seiner Frau
zugerufen: "Ich geh mal kurz raus auf
einen Spaziergang" und dann sein Haus
in Southmoor bei Abington in Oxfordshire verlassen.
Im Hemd und ohne Mantel war er vielleicht
etwas zu leicht angezogen für diesen
feuchten Tag. Ein Farmer aus der Gegend hat
ihn noch gesehen, wie er querfeldein über
die regennassen Felder spazierte, aber nichts
ungewöhnliches an ihm bemerkt. "Er
lächelte und sagte Hallo." Er kannte
diesen Farmer, dessen Felder an den Wald von
Longworth grenzten und setzte seinen Weg Richtung
Harrington Hill fort, einen mit Gestrüpp
und kleinen Hainbuchen bewachsenen Hügel.
Hier oben dann schluckte er mehrere Tabletten
eines starken Schmerzmittels und als diese
wirkten, nahm er das kleine Fahrtenmesser,
das er seit frühester Jugend besaß,
durchschnitt sich die linke Pulsader und wartete,
auf der Höhe des Bergkamms, bei wunderschöner
Aussicht.
Noch vor einer Woche war er ein Niemand gewesen;
zwar ein international angesehener Fachmann
für biologische Kriegsführung, ein
führender Berater im Ministerium für
Verteidigung und einer der Chefinspekteure
der UNO im Irak, aber wen interessierte das
schon! Nur, in dieser Woche wurde er plötzlich
in den Medien als "unterer Beamter",
als "unqualifizierter Neuling" auf
seinem Gebiet dargestellt; und dies ganz offensichtlich
aufgrund verräterischer Hinweise von
seinen Kollegen im Ministerium. Jetzt war
er schon viele Stunden unterwegs, ohne daß
er seiner besorgten Frau etwas von einem längeren
Weg gesagt hatte. Als er gegen Mitternacht
immer noch nicht zuhause war, rief diese die
Polizei.
Er mußte unter furchtbarem Druck gestanden
haben! tönte es unisono, als der Selbstmord
bekannt wurde. Niemand sagte es offen, aber
alle wußten: der Mann, der Dr. David
Kelly hieß, hatte mit Reportern der
BBC über bestimmte geheime Vorgänge
geplaudert, die einem anderen Mann, dem
Premier Tony Blair, sein Amt kosten konnten.
Verrat, Verrat!
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Zunächst
sei an etymologische Hintergründe des
kleinen Verbs verraten erinnert,
das dem großen Wort Verrat
zugrundeliegt: im Lateinischen das Wort
tradire, von dem sich im Französischen
la trahison, im Englischen treason,
treachery und betrayal herleiten
lassen, im Deutschen übrigens tradieren
und Tradition. Das lateinische Verb
hat einige eher harmlose Bedeutungen wie
übergeben, abgeben, anvertrauen,
aushändigen, preisgeben, sich hingeben,
aber auch überliefern, erzählen,
mitteilen. Das deutsche verraten steht
in unmittelbarer Nachbarschaft zu raten
und Rat, die in der germanischen
Frühgeschichte bis zum Mittelalter
auf Gott und Herrscher angewandt worden
sind. Raten umfaßte damals alles,
was ein Geschlechtsoberhaupt dem von ihm
Abhängigen zu leisten schuldig war:
Schutz, Hilfe, Vorsorge, Förderung,
Anweisung, Belehrung. Verraten ist
das Ausbrechen aus diesem Schutzbezirk,
ursprünglich im Sinn von irreleiten,
falsche Unterstützung geben, preisgeben,
in die Hände liefern. In dieser
Urbedeutung ist das Zweigleisige des Verhältnisses
noch ganz stark: auch der Herrschende kann
die zum Gehorsam Verpflichteten verraten,
- eine Einsicht, die bei uns fast verloren
war, bis sie an Hitler neu erkannt und erprobt
wurde. (Margret Boveri, Verrat im
XX. Jahrhundert, Bd. 1, S. 15) Die Autorin
hat sich in akribischer Weise auf über
800 Seiten mit den Verratsfällen des
20. Jh. befaßt und die vielfältigen
biographischen, persönlichen, professionellen,
ideologischen und politischen Bindungen,
die die Basis dieses wie sie sagt Massenphänomens
bilden, untersucht.) Nur in dieser Verbindung
zu Herrschaft, Schutz, Macht, und damit
logischerweise auch Verfolgung und Unterdrückung,
bezieht die Rede vom Verrat ihre Energie.
2.
Verrat und einsames Wissen |
Der
Verrat eines Geheimnisses, nicht eines anvertrauten,
dessen Verrat mit Abschneiden der Zunge
bestraft wird, sondern einer sehr persönlichen,
niemand etwas angehenden Sache, ist oft
der Beginn einer Tragödie. Extremfall:
Ein Mensch weiß von etwas, von dem
nur er etwas weiß. Es kann sich dabei
um ein Verbrechen handeln, eine Verschwörung,
aber auch bloß eine Tatsache wie z.B.
die Existenz eines großen Vermögens,
den Aufenthaltsort eines Gesuchten oder
eine drohende Heimsuchung wie die drohende
Blindheit von Mutter und Kind in Lars van
Triers Dancer in the dark. Die
Tragödie des Verrats beginnt damit,
dass entweder die Insel des Wissens von
Eindringlingen erobert wird, - oder von
ihr selbst Boote und Signale ausgesendet
werden, die Isolation brechend, weil sie
ihr Geheimnis nicht mehr erträgt.
Die Folgen eines Verrats können sehr
unterschiedlich sein. Zum einen erfährt
das verratene Geheimnis selbst einen Bedeutungsverlust,
weil seine innere Energie (Sprengkraft)
sich im allgemeinen Gerede verflüchtigt.
Zum anderen bringen die Reaktionen, der
Tratsch (auch von tradire!),
den ursprünglichen Geheimnisträger
in Gefahr. Sein Verrat ist ein Zeichen seiner
Unzuverlässigkeit, seiner charakterlichen
Schwäche, seiner Hilflosigkeit. Er
darf von der Macht nicht geduldet werden,
weil er den Frieden stört. Wenn
Du geschwiegen hättest, wärst
Du ein Philosoph geblieben! werden ihm
die Zyniker am Tage seiner Hinrichtung zurufen.
Die Intensität der Gefahr für
den Verräter, die Intensität seiner
Ächtung, hängt davon ab, wie sehr
durch den Verrat die Existenz einer bislang
im geheimen wirkenden Kraft offenbar wird,
die preiszugeben nicht ratsam war; und sei
es die Macht der Geldgier, die nun, wo die
Existenz des großen Vermögens
gelüftet ist, ihr Unheil unter den
intrigierenden Mitwissern stiftet. (aus:
Manfred Hulverscheidt: Verrat, Verrat! Entwurf
für einen ZDF/ARTE-Themenabend über
Verrat und Verräter, Berlin 2002).
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Wissen,
Wahrheit, Macht: Die Anhörung |
An
zwei oder drei Zeilen aus einem Bericht
des Guardian
konnte ich mich seltsamerweise noch genau
erinnern: dass David Kelly während
einer offiziellen Anhörung zwei Tage
zuvor mit so leiser Stimme gesprochen hatte,
dass man die Ventilatoren im Saal ausstellen
mußte, um ihn verstehen zu können;
und dass hinter ihm ganz entspannt zwei
bullige Aufpasser des Verteidigungsministeriums
saßen, von denen einer durch eine
gebrochene Nase auffiel.
David Kelly sagte dem Ausschuß, er
hätte seinem Chef im V-ministerium
einen Brief geschrieben und darin zugegeben,
Mr. Gilligan (BBC-1 Chefreporter für
Militär und Verteidigung) getroffen
zu haben. Grund für den Brief war,
dass ihm einiges in Gilligans Radiobericht
irgendwie bekannt vorkam. - Sir John Stanley,
ein konservatives Mitglied des Komittes,
fragte ihn: "Warum brauchte das Verteidigungsministerium
danach mehrere Tage für eine Presseerklärung?"
Still und verlegen gibt Dr. Kelly keine
Antwort. Daraufhin blafft ihn Sir Stanley
an: "Man hat Sie den Wölfen zum
Fraß vorgeworfen. Man hat Sie ausgenutzt,
um Mr. Gilligan und seine angebliche Quelle
zu Müll zu machen." Der Laborabgeordnete
Andrew Mackinlay verschärft den Ton:
"Ich schätze, Sie sind eine Art
Spreu aus der Häkselmaschine, der in
die Luft gewirbelt wurde, um unsere Untersuchungen
zu zerstreuen! Kommen Sie sich nicht vor
wie ein Bauernopfer? Man hat Sie hereingelegt!"
Dr. Kelly: "Ich akzeptiere den Prozeß."
Das Wissen Dr. Kellys ist umfangreich, sensibel,
nicht öffentlich verfügbar. Es
findet nur Eingang in Geheimdienstunterlagen.
Auf solche nicht öffentlich zugängliche
Dokumente berief sich die Regierung Blair,
als sie spätestens seit dem Herbst
2002 die Öffentlichkeit auf einen Krieg
gegen den Irak einzustimmen versuchte.
Exkurs: Kaum jemand hat bemerkt,
dass "Berichte aus Geheimdienstinformationen"
- von Journalisten bislang als höchst
zweifelhafte, weil stets manipulierte Quelle
betrachtet - seit dem 11. September 2001
plötzlich als Topquellen des internationalen
Journalismus gehandelt werden. Überhaupt
zeigt sich an Meldungen wie der folgenden
des Hamburger SPIEGEL, wie die Öffentlichkeit
vor allem durch Hinweise auf nebulöse
Quellen und häufige Verwendung der
passiven Verbform (Tuwort ohne Täter!)
systematisch in die Irre geführt wird.
Systematisch heißt: von allen Seiten.
Man lese ganz langsam:
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"Anschlag
auf Uno in Bagdad
Bekennerschreiben von al-Qaida
Amerikanische Stellen hatten die Vermutung
sofort geäußert. Der Anschlag
auf das Uno-Hauptquartier in Bagdad
gehe auf das Konto von al-Qaida. Laut
einer arabischen Zeitung hat sich
nun Osama bin Ladens Terrornetzwerk
zu dem verheerenden Attentaten mit
24 Toten bekannt. Zumindest schreibt
das die arabische Tageszeitung "al-Hayat"
in ihrer Online-Ausgabe. Die Zeitung
bezieht sich auf eine Kopie des Bekennerschreibens,
das von der Terrorgruppe "Abu
Hafis al-Masri" unterzeichnet
worden sei.
Zuvor wurden Anhänger des gestürzten
Machthabers Saddam Hussein für
die Tat verantwortlich gemacht und
die Gruppe Ansar-e Islam verdächtigt.
Auch hatte sich die bislang unbekannte
Gruppe "Bewaffnete Vorhut der
Zweiten Mohammed-Armee" zu dem
Anschlag bekannt. " (Spiegel
Online 25.8.03)
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Fehlleiten,
in die Irre führen,
war eine der von Margret Boveri oben
genannten Bedeutungen des Wortes Verrat.
Hier funktioniert das zum Beispiel
folgendermaßen: Eine Vermutung
wird zunächst dadurch aufgewertet,
dass Amerikanische Stellen (!)
die Vermutung sofort (!) geäußert
haben (wer die Nase vorn hat, hat
sie vorn!); weiter geht es: laut
einer arabischen Zeitung - hat sich
(!) nun (!) Osama bin Ladens Terrornetzwerk
... bekannt (ein Netzwerk hat
sich bekannt) - zumindest schreibt
das die arabische Tageszeitung - eine
Kopie (!) des Bekennerschreibens -
zuvor wurden Anhänger ... Saddam
Hussein - und die Gruppe Ansare-e-Islam
verdächtigt ; - auch ... die
bislang unbekannte bewaffenete Vorhut
der Zweiten Mohammed-Armee ...
(alle anderen kennen wir ja bereits!)
etc. pp.
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Zurück
zu Dr. David Kelly.
Der Mann hatte vor seinem Selbstmord behauptet,
die Quellen, für deren Richtigkeit Leute
wie er schließlich einstehen, seien
von Alastair Campbell im Auftrag des Premiers
nachträglich aufgemotzt worden, um den
Krieg gegen den Irak zu rechtfertigen. So
etwas wie die fehlende Wahrhaftigkeit im Umgang
mit den Ergebnissen ihrer Expertenarbeit hatte
er dem BBC-Radioreporter Andrew Gilligan anvertraut.
Über seine Motive erfahren wir zunächst
gar nichts. Niemand jedoch scheint den als
sehr integer geltenden Mann angestiftet zu
haben. Vielleicht trieb ihn eine Art altmodische
Liebe zur Wahrheit, Interna preiszugeben,
zu verraten. In mächtigen Kreisen - zu
denen der Premier und seine Getreuen gehören
- wird solch' freimütige Wahrheitsliebe
nicht sehr hoch geschätzt.
Dr. David Kelly wußte vermutlich mehr
über heimtückische Waffen, die hinter
verschlossenen Türen lagern als jeder
von uns. Als kühl und sachlich denkender
Mensch konnte er Dingen und Vorgängen
eine positive Seite abgewinnen, die uns sogenannte
normale Menschen eher anekeln würden.
Er konnte zum Beispiel in aller Ruhe auf Fragen
antworten wie diese: "Wie schütze
ich mich gegen Milzbrandviren, die mir jemand
in die Post gelegt hat?" Experten wie
er können feststellen, aus welchem Labor
künstlich geklonte Viren stammen. Wollte
das FBI tatsächlich aufklären, auf
wessen Konto die zum Teil tödlichen Milzbrandattacken
auf Journalisten, Privatleute und Senatoren
im Oktober 2001 gegangen sind, dann hätte
es jemanden wie Dr. David Kelly fragen sollen.
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Am
Tage seines Selbstmords am 18.7.03 schreibt
die Global Free Press: "Von 1984-1992
war er Leiter der Mikrobiologie beim Amt
für Chemische und Biologische Verteidigung
in Porton Down, Großbritannien. Kelly
galt als Hardliner, der dem Irak den Besitz
von Massenvernichtungswaffen unterstellte.
Noch im Oktober 2001 hatte er behauptet,
dass im Jahre 1985 der Irak Milzbrandviren
aufgrund einer postalisch aufgegebenen Bestellung
bei der in Virginia (USA) ansässigen
Firma American Type Culture Collection bestellt
und erhalten hat."
http://news.globalfreepress.com/article.pl?sid=03/07/18/1440234&mode=thread
http://news.bbc.co.uk/2/hi/uk_news/478386.stm
Irgendetwas muß einen Menschen sehr
bedrücken, wenn er sich umbringt. Er
sieht schwarz vor Augen. Er denkt, sie werden
mich zum Idioten stempeln, zur Plaudertasche,
die niemand jemals wieder ernst nimmt. Ich
habe mich der Presse anvertraut, jetzt machen
sie mich fertig. Ich darf nicht mit der
Presse sprechen, ich darf nicht mit der
Presse sprechen, ich darf nicht mit
... Da erscheint ein Geist und spricht:
"Du darfst sehr wohl mein Freund, aber
Du bist Rechenschaft schuldig dem Premier,
dem Minister für Verteidigung und:
den Managern der Carlye Group" - Der
Carlyle Group? Wer
ist denn das? "
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Nachlese
Nach
einer Quelle, deren Glaubwürdigkeit
noch zu prüfen ist, sind in
den letzten zwei Jahren 19 Biowaffenexperten
eines gewaltsamen
Todes gestorben.
Die Umstände um Kellys Selbstmord
werden zur Zeit (August 2003) von
einer Kommission unter Leitung des
ehrenwerten Lord Hutton untersucht.
Als ein Novum werden sämtliche
Dossiers und Protokolle dieser Untersuchung
im Internet veröffentlicht. Sie
sind über weite Strecken von
so erlesener Müßigkeit,
dass der einzige Trost darin besteht,
dass Mr. Kelly nicht miterleben muß,
wie einige Überlebende der Affäre
sich winden, z.B. Blairs Manager Alastair
Campbell. Hier wird er gerade gefragt
nach Herkunft und Datum der Unterlagen,
in denen es erstmals heißt,
der Irak könne Großbritannien
binnen 45 Minuten mit Raketen angreifen: |
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A.
The date? (Das Datum?)
Q. Yes. (Ja, das Datum)
A. I do not know. (Weiß ich nicht).
Q. You do not know. It has a foreword in
it, at the
moment. And it also has, if we turn to --
this includes
the 45-minute point in the dossier. (Wissen
Sie nicht. Es hat ein Vorwort, damals schon.
Und es gibt, schaun wir mal - es gibt auch
den Punkt mit den 45 Minuten in dem Dossier.)
A. Yes.
Q. I think that accords with your recollection,
which was
the dossier you saw on 10th September had
the 45 minute
point in it? (Ich denke, das entspricht
auch Ihrer Erinnerung, dass das Dossier,
das Sie am September gesehen haben, diesen
45-Minuten Punkt bereits enthielt.)
A. Correct.
Q. Do you know where that had come from?
(Wissen Sie, woher das stammte?)
A. I did not, no. (Wußte ich nicht,
nein!)
Q. If we go to DOS/2/7, to support your
recollection down
we have:
"Envisages the use of weapons of mass
destruction in
its current military planning, and could
deploy such
weapons within 45 minutes of the order being
given for
their use." (Wenn wir uns DOS/2/7 zuwenden,
zu Ihrer ggf. Erinnerung finden wir da unten:
"Zieht den Gebrauch von Massenvernichtungswaffen
in seine gegenwärtigen Militärplanung
in Betracht und könnte solche Waffen
45 Minuten nach Befehl scharfmachen.)
A. Hmm, hmm.
LORD HUTTON: When you say you do not know
where that came
from, can you elaborate on that a little?
You did not
know where the entry of 45 minutes had come
from in the
sense you did not know what it was based
on? (Wenn Sie sagen, Sie wüßten
nicht, woher diese Stelle stammt, können
Sie das ein wenig erläutern? Sie wußten
also nicht, woher dieser Eintrag stammte
in dem Sinne, dass Sie nicht wußten,
worauf er gründete?)
A. I knew it had come from the JIC (Anm.:
Joint Intelligence Committee = gemeinsamer
Geheimdienstausschuß) but I was not
aware
either of the raw intelligence on which
it was based or
of the sourcing. What is more, I did not
make any
effort to find out. (Ich wußte, er
kam vom Gemeinsamen Geheimdienstausschuß,
aber ich hatte weder Ahnung vom Ausgangsmaterial
noch von den Quellen. Ich habe allerdings
auch nichts unternommen, etwas über
sie herauszufinden.)
12 LORD HUTTON: No.
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21.
August 2003, nachmittags. Äußerung
vor dem Hutton-Ausschuß von
David Stuart Broucher, Mitglied
des Dipolomatischen Korps und zur
Zeit ständiger Vertreter der
Genfer Abrüstungskonferenz, vormals
britischer Botschafter in Prag:
"Als Dr. Kelly ging, sagte ich
ihm: was wird geschehen, wenn der
Irak besetzt wird? Und seine Antwort,
die ich damals nicht ernstnahm, lautete:
Ich werde vielleicht tot im Wald liegen.
Ich habe das damals niemandem erzählt,
weil ich ihm keinerlei besondere Bedeutung
beigemessen habe."
David Broucher bezog das damals auf
eine mögliche Bedrohung Kellys
durch Angehörige ermordeter Irakis.
Er hatte seinen besten Informanten
dort immer wieder versichert, der
Irak würde nicht angegriffen,
wenn sie mit den Inspektoren kooperierten.
Sie haben kooperiert. Der Irak wurde
trotzdem angegriffen und besetzt.
Spätestens mit der britisch-amerikanischen
Invasion wurden sie in den Augen Saddams
zu Verrätern. Dennoch hat David
Kelly keinerlei Schutz für sein
Privathaus in Southmoor beantragt.
Wir erfahren durch Mr. Broucher, dass
er seine Berufung von Porton Down
ins Ministerium für Verteidigung
als berufliche Degradierung empfunden
hat. (Hutton-Hearing, 21.8.03, nachmittags
http://www.the-hutton-inquiry.org.uk/)
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Dr.
David Kelly fand keine Dienstpistole
auf seinem Büroschreibtisch.
Er fuhr nach Hause aufs Land nach
Southmoor. Dort machte er einen Spaziergang,
nahm starke Schmerzmittel, ein scharfes
Fahrtenmesser. Selbstmord ist ein
Akt der Gewalt. David Kelly ist eines
gewaltsamen Todes gestorben. Er war
ein gewissenhafter Mensch. Gott habe
ihn selig, Amen!
P.S:Nach zwei Nachrufen auf den toten
noch einmal zurück zu dem lebenden
Dr. David Kelly. John Keegan, dem
Militärhistoriker und Korrespondenten
des konservativen Londoner Daily Telegraph
kam als einem der wenigen Journalisten
am Tage des Auftritts von Tony Blair
vor dem Hutton-Ausschuß in den
Sinn, an das eigentliche Thema der
Untersuchung zu erinnern: die Umstände,
die zum Selbstmord des Waffenexperten
Dr. David Kelly führten, aufzuklären.
Er schreibt zum 29. August 2003: u.a.
|
"...
Wie es aussieht, sind einige
Schlüsselfragen noch nicht
beantwortet. Die erste ist die,
ob Dr. Kelly die offizielle
Erlaubnis hatte, mit den Medien
zu sprechen, oder nicht. Normalerweise
haben Beamte nach dem geltenden
Beamtenrecht keine solche Erlaubnis
und setzen sich Disziplinarmaßnahmen
aus, wenn sie das Verbot mißachten.
Tatsächlich hat Mr. Campbell
in einer kaum bemerkten Antwort
zugegeben, dass seine anfängliche
Reaktion die war, Disziplinarmaßnahmen
zu ergreifen.
Die zweite Frage ist, falls
Dr. Kelly autorisiert war, mit
der Presse zu sprechen (...)
dann: nach welchen Regeln?
Dr. Kellys direkte Vorgesetzte,
Richard Hatfield und Bryan Wells,
haben dazu wohl gesagt, dass
Dr. Kelly zwar eine solche Erlaubnis
hatte, formell und informell,
aber "seinen Ermessensspielraum
überzogen" hätte.
In diesem Fall eine unmmögliche
Position für Mr. Kelly.
Er hätte zwar nach dem
Buchstaben das Beamtenrecht
verletzt, indem er mit den Medien
sprach, wäre aber letzten
Endes nur dann zur Rechenschaft
gezogen worden, wenn er irgendetwas
gesagt hätte, was auf offizieller
Seite Mißvergnügen
ausgelöst hätte.
In dieser Hinsicht bestand seine
Aufgabe wohl darin, die Medien
bei Laune halten. Wenn er allerdings
etwas bekanntgab, was die Regierung
unglücklich machte, so
setzte er sich dem Risiko aus,
hinausgeworfen zu werden. So
betrachtet war es kein Wunder,
dass er in Verzweiflung geriet,
als seine diskrete Unterhaltung
mit (dem BBC-Korrespondenten)
Gilligan auf einmal öffentlich
wurde.
Der Premier hat gestern wenig
über die öffentliche
Preisgabe Dr. Kellys gesagt
außer, dass sie darüber
diskutierten, vor welchem Untersuchungsausschuß
dieser zu erscheinen habe. Auf
dessen persönliche Zwangslage
oder dessen Gemütszustand
hat er keine Gedanken verschwendet,
als die Krise sich zuspitzte.
Zu seiner Ehre sei gesagt, dass
Sir Kevin Tebbit, Dr. Kellys
oberster Vorgesetzter, sich
tatsächlich Gedanken über
die Fürsorgepflicht seines
Ministers gemacht hat. Lassen
wir diese einzige Äußerung
menschlichen Mitgefühls
einmal beiseite, so hat der
Verteidigungsminister und ganz
sicher die Regierung ihren hauptamtlichen
Waffenspezialisten und Ratgeber
in ein Kühlhaus der Indifferenz
gestoßen.
Natürlich, hinterher, oder
wäre er noch am Leben,
wüßte Dr. Kelly sicherlich,
dass er jedes Wort, dass er
den Medien anvertraut, vorher
hätte absegenen lassen
müssen.
Was im Hutton-Ausschuß
noch zur Sprache kommen muß
und worüber der Premier
gestern kein Wort verlor, ist
die Frage, ob Dr. Kelly mit
der Presse reden durfte oder
nicht. Wenn ja, dann wäre
es an der BBC zu zeigen, ob
das, was er gesagt hat, richtig
wiedergegeben wurde."
|
John Keegan spielt auf eine in den
Hintergrund geratene Tatsache an:
Tony Blair, Geoff Hoon und viele andere
auf Spitzenebene Beteiligte wußten,
dass Dr. David Kelly keineswegs ein
Gegner der Invasion des Irak gewesen
ist. Darum war die Entscheidung, seinen
Namen als BBC-Quelle zu verraten,
ein äußerst raffinierter
Schachzug. Man hätte ihm, dem
scheinbar Abtrünnigen, seine
eigenen Äußerungen unter
die Nase halten können und wäre
fein aus der Sache herausgewesen.
Schon bei seiner ersten Anhörung
war seine Stimme im Saal kaum zu verstehen.
Den oben beschriebenen Definitionen
von Verrat sei hinzuzufügen:
das Verräterische am Verrat ist
nicht zuletzt das Verratene.
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von links nach rechts:
Dennis Hastert, Paul Wolfowitz, George
W. Bush, Spencer Abraham |
|
|
Im
Begriff "Die Freunde" , auch: "Freundeskreis
die Freunde" steckt mehr als der Verweis
auf eine Stammtischrunde. Als sich letztes
Jahr die Nachfolgeentscheidung für die
Intendanz des ZDF hinschleppte, lag das keineswegs
daran, dass mehrere beruflich hervorragend
qualifizierte Kandidaten m/w im Laufe ihrer
blendenden Karriere so viel Charisma entwickelt
hätten, dass ihre Kollegen in den demokratischen
Wahlgremien kaum wußten, wie und mit
welchen Verlockungen sie diese Glanzlichter
auf den leeren Sitz an der Spitze hieven sollten.
Nein, es hing, wie ein Chefredakteur des ZDF
damals im Deutschlandradio treffend bemerkte,
"mit den verschiedenen Freundeskreisen
zusammen", denen die in Frage kommenden
Kandidaten angehörten, also ihren Clubs:
getäfelte Wände, Ledersessel, Loyalität,
Schneid und Schnitt.
Das Geflecht der Freundschaft besteht offiziell
aus Vereinigungen, Förderkreisen, Instituten,
neuerdings einfach Projekten. Es ist nicht
unbedingt geheim, aber geschlossen genug,
um nicht jedes Vorhaben gleich hinauszuposaunen;
oder wie Helmut Kohl irgendwann einmal in
den 80er Jahren einem fragenden Fernsehjournalisten
erläuterte: "Die Öffentlichkeit
wird Verständnis dafür haben, dass
Gespräche unter Freunden nicht für
die Öffentlichkeit bestimmt sind."
Immerhin hat sich Kohl vor seinem Rückzug
ins zweite Glied, an die OMERTA, das Schweigegelübde
gegenüber seinen Freunden und Geldgebern
gehalten. Das ehrt den Privatier, nicht jedoch
den Staatsmann.
Die besten Freunde sind natürlich die
Sponsoren. Dieser aus dem Englischen entlehnte
Begriff verleiht dem Geschmier der Schmierer
eine etwas sachlichere, rauhere Oberfläche.
Da klingt Wohltäterschaft durch, selbstlose
Großzügigkeit, nicht das schleimige
Grinsen des alltäglichen Geschäfts.
Insofern mußte unser Begriff "Die
Freunde" spätestens seit den späten
70er Jahren irgendwann zu einem zentralen
Begriff der Politikwissenschaft werden und
hat die weniger durchlässige Rede von
"herrschenden Kreisen", "herrschender
Klasse" oder gar "Bourgeoisie"
allmählich abgelöst. Viele sehen
darin nur eine Korrektur, eine Anpassung an
das Geschehen der Zeitgeschichte, die weitgehend
von den Machenschaften mafiöser Gruppen
geschrieben wird. So sind "die Freunde"
letzten Endes nicht viel mehr als die Eindeutschung
der amigos.
Elizabeth
Drew über gewisse Freundeskreise
|
Nun
hat die amerikanische Autorin Elizabeth
Drew im Vol. 50, Number 10 - June
12, 2003 der NEW YORK REVIEW
of BOOKS
eine relativ präzise Beschreibung
gewisser Freundeskreise geliefert,
die gegenwärtig die Welt mit
ihren ferngesteuerten Kreuzzügen
in Atem halten. Sie schreibt dort
unter der Überschrift Die Neokonservativen
an der Macht (The Neocons on Power)
einen beachtlichen Insiderbericht
über die gegenwärtige amerikanische
Regierung. Weil solch klare Übersichten
selten sind, habe ich mir die Mühe
gemacht, sie rasch und ohne stilistische
Feilerei ins Deutsche zu übersetzen.
Sie schreibt:
|
"1.
Der Konflikt innerhalb der Bush-Regierung,
der in den vergangenen Monaten
über eine Politik im Nachkriegs-Irak
ausgetragen wurde, hat für
allerlei Verwirrung gesorgt
und die Bemühungen beim
Wiederaufbau beschädigt.
Die Einsätze sind enorm,
nicht nur für die USA und
die Iraker, sondern für
den gesamten Mittleren Osten
und den Rest der Welt. Schon
mit Antritt der Bush-Regierung
gab es Kämpfe zwischen
dem Außenministerium (State
Dept.) und dem Verteidiungsministerium
(Defense Dept.), aber die Kontroverse
über den Irak nach dem
Krieg hat zu Bitterkeit und
Messerstechereien geführt,
wie sie Washington selten erlebt
hat.
Bis zu einem gewissen Grade
gehören die Spannungen
zwischen den beiden Ministerien
zum Alltag, allein wegen ihrer
verschiedenen Aufgaben. Dieser
Konflikt verbreitet sich bis
ins Weiße Haus und die
Räte und Büros verschiedener
Beratungsgremien in der ganzen
Stadt. Es ist wirklich ein Konflikt
zwischen den Neokonservativen
(im folgenden Neocons),
die weitgehend dafür verantwortlich
sind, uns in den Krieg gegen
Irak geführt zu haben,
und denjenigen, die etwas abschätzig
"Realisten" genannt
werden, die den USA empfehlen,
ihre Anstrengungen zur Demokratisierung
des Nahen Ostens etwas vorsichtiger
anzugehen.
Das Wort "neokonservativ"
bezieht sich auf ehemalige Liberale
und Linke, die, bestürzt
über die kulturrevolutionären
Bewegungen der 60er Jahre mit
ihren Vorstellungen einer Great
Society "Großen
Gesellschaft" konservative
Weltanschauungen übernahmen,
indem sie zum Beispiel gegen
öffentliche Wohlfahrtsprogramme
Stellung bezogen und für
eine einmischungsfreudige Außenpolitik.
Eine Gruppe heutiger "Neocons"
hat im Pentagon und Weißen
Haus Schlüsselpositionen
besetzt und leistet sich sogar
einen Maulwurf im Außenministerium.
Die
wichtigsten Aktivisten (der
Neokonservativen) sind Richard
Perle, der bis vor kurzem dem
verteidigungspolitischen Ausschuß
vorsaß, dessen Mitglied
er immer noch ist, ein immer
schon ziemlich obskures Komitee,
scheinbar ein reines Ratgebergremium,
tatsächlich jedoch ein
machtvolles Instrument neokonservativer
Politik; James Woolsey, der
zwei demokratischen und einer
republikanischen Regierung gedient
hat, CIA Direktor während
der Clinton-Präsidentschaft
war und nun für die Management-Beratung
Booz Allen Hamilton arbeitet;
Kenneth Adelman, ein früherer
Staatssekretär unter Gerald
Ford und Ronald Reagan, der
Regierungsbeamte trainiert,
indem er Stücke von Shakespeare
als Gebrauchsanweisung der Macht
einsetzt (http://www.moversandshakespeares.com);
Paul Wolfowitz, stellvertretender
Staatssekretär für
Verteidigung und treibende Kraft
der gegenwärtigen Irakpolitik
der Regierung; Douglas Feith,
parlamentarischer Staatssekretär
für Verteidigungsfragen,
offizieller Beauftragter des
Pentagon für den Wiederaufbau
des Irak; und I. Lewis ("Scooter")
Libby, Stabschef bei Vizepräsident
Dick Cheney. Zwei Hauptverbündete
dieser Kerngruppe sind zum einen
John Bolton, Minister für
Waffenkontrolle und für
internationale Sicherheitsfragen
(obwohl er ein Gegner von Waffenkontrollen
ist!), und zum anderen Stephen
Hadley, der stellvertretende
Sicherheitsberater der Regierung.
Cheney selbst und Verteidigungsminister
Donald Rumsfeld folgen in der
Irakfrage den Neokonservativen.
Ein Netz verbindet diese Leute
zu einer formidablen Allianz.
Perle, Wolfowitz und Woolsey
sind alte Freunde und Nachbarn
aus Chevy Chase, Maryland. Sie
haben im Pentagon zusammengearbeitet,
dienten in den selben Komitees
und Komissionen, und nahmen
an den selben Konferenzen teil.
Feith ist ein Protégé
von Perle und arbeitete unter
ihm während der Reagan-Regierung.
Adelmann, ein Freund Perles,
Wolfwowitz' und Woolseys stehen
Cheney und Rumsfeld sehr nahe.
Die Cheneys und Adelmans feiern
jedes Jahr gemeinsame Hochzeitstage;
Adelman arbeitete für Rumsfeld
in drei verschiedenen Regierungsämtern,
und die Adelman-Familie hat
die Rumsfelds auf ihren verschiedenen
Residenzen überall im Lande
besucht. Wo0lsey und Adelman
sind Mitglieder von Perles Beratergruppe
im Pentagon. Bei Antritt dieser
Regierung sorgte Perle dafür,
dass sie mit Leuten besetzt
ist, die seine aggressiven Ansichten
teilen. (Perle trat vor kurzem
von seinem Amt zurück wegen
angeblicher Interessenkonflikte
mit seiner eigenen Beratungsfirma,
aber er bleibt Mitglied des
Beratungsausschusses und seine
Macht ist dadurch nicht geringer
geworden). Bolton wurde auf
Drängen seiner neokonservativen
Verbündeten ins Außenministerium
beordert. "Warum sollten
wir keinen Maulwurf hier haben?"
sagte mir daraufhin ein Beamter
des Außenministeriums.
Perle,
Woolsey und Wolfowitz sind allesamt
Schüler des verstorbenen
Albert Wohlstetter, Professor
der Universität von Chicago,
der für die RAND Corporation
gearbeitet hat und später
an der Universität von
Kalifornien lehrte. In der Zeit
des Kalten Krieges argumentierte
er, dass nukleare Abschreckung
allein nicht ausreichend sei,
dass die USA einen wirklichen
Atomkrieg planen müßten,
um ihn zu verhindern. Er war
ganz und gar überzeugt,
die militärische Macht
der UdSSR würde unterschätzt.
Wolfowitz promovierte bei Wohlstetter;
Perle begegnete Wohlstetter
während seiner Zeit als
Student in Los Angeles und wurde
von dessen Tochter zum Schwimmen
in deren Privathaus eingeladen.
Später lud Wohlstetter
Perle, der inzwischen in Princeton
seinen Abschluß gemacht
hatte, nach Washington ein,
um zusammen mit Wolfowitz an
einem Memorandum über den
Anti-Raketen-Vertrag zu arbeiten,
den Wohlstetter ablehnte und
der während der Bush-Regierung
aufgegeben wurde. Wohlstetter
führte Perle beim demokratischen
Senator Henry Jackson - den
"Knaller" aus Washington
ein, ein aggressiver kalter
Krieger und Verfechter israelischer
Interessen. Woolsey, der sich
selbst "Knaller-Jackson-Demokrat"
nannte, lernte Wohlstetter 1980
kennen, während sie beide
bei einer Abteilung des Pentagon
beschäftigt waren. Über
Wohlstetter sagte mir Woolsey
während eines Gesprächs
Mitte April: "Ein Schlüssel,
um zu verstehen, wie Richard,
Paul und ich denken, ist Albert.
Er übte einen maßgeblichen
Einfluß auf uns aus."
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Und durch Wohlstetter lernte
Perle Ahmed Chalabi kennen,
damals ein irakischer Exilant,
der den irakischen Nationalkongreß
gründete, eine Dachorganisation
zahlreicher Exil-Iraker.
Perles Karriere war erstaunlich.
Obwohl er nur ein einziges Regierungsamt
bekleidete - die Assistenz eines
Staatssekretärs für
Verteidigung während der
Reagan-Regierung - hatte er
einen enormen Einfluß
auf die Irak-Politik der Regierung.
Er plädierte offen für
die Beseitigung des Saddam-Regimes,
kurz nachdem er 1987 das Pentagon
verließ. In den 70ern,
während er im Stab von
Senator Jackson arbeitete, opponierte
er gegen die Entspannungspolitik,
half, die Ratifizierung des
SALT II Waffenkontrollvertrags
zu verhindern und half Jackson,
das Jackson-Vanik-Gesetz durch
den Kongreß zu peitschen,
das den Handel mit der Sowjetunion
unterbinden sollte, falls diese
weiterhin Juden daran hinderte
auszuwandern.
Während der Reagan-Regierung,
als er assistierender Staatssekretär
für Verteidigung war, wurde
Perle berühmt für
seine Opposition gegen Waffenkontrollgesetze
und handelte sich den Kosenamen
Prinz der Finsternis ein.
In Zusammenarbeit mit einer
kleinen Gruppe von Journalisten,
die seine Ansichten teilten,
wurde er bekannt dafür,
jeden zu zerfleischen, der sich
seinen Hauptanliegen widersetzte.
Er machte seinen Einfluß
durch zahlreiche Fernsehauftritte
geltend, durch ein Netz von
Verbündeten in der Bürokratie
und durch seine Strategie, eine
extreme Position zu beziehen,
die den Boden in seine Richtung
zur Neigung brachte, was oft
funktionierte. Er ist ein starker
Anwalt rechtsextremer Ansichten
israelischer Führer und
Mitglied des Aufsichtsrats der
Jerusalem Post, die dem Likud
nahesteht. Wenn er nicht gerade
mit Kundschaft aus der Rüstungsindustrie
zu tun hat, ist er ständiges
Mitglied des A.merican E.nterprise
I.nstitute, einer konservativen
Ratsfabrik. In dieser Position
lädt Perle verschiedene
Leute zu einer jährlichen
Konferenz in Beaver Creek, Colorado,
ein, die u.a. vom A.E.I. und
dem früheren Präsidenten
Gerald Ford finanziert wird.
Bei diesen Treffen war auch
Ahmed Chalabi des öfteren
zu Gast und wurde hier mit Cheney,
Rumsfeld und Wolfowitz bekanntgemacht.
Chalabi floh mit 13 Jahren aus
dem Irak, zusammen mit anderen
Mitglieder seiner ebenso prominenten
wie wohlhabenden schiitischen
Familie. Das war nach dem Militärputsch
von 1958, der die von den Briten
eingesetzte Monarchie stürzte.
Er studierte in Amerika - machte
ein Mathematikdiplom am MIT
(dem Massachussetts Institut
für Technologie), dann
den Doktor, auch in Mathe, an
der Universität von Chicago
(wo er Wohlstetter traf) - und
ging daraufhin ins Bankgeschäft.
Er wurde in Jordanien wegen
Unterschlagung und Betrug verurteilt,
begangen im Zusammenhang mit
dem Zusammenbruch der Petra
Bank, die er gegründet
und angeführt hat. Im Guardian
vom 14.4.03 wird anhand von
Aussagen hochrangiger Bankprüfer,
u.a. Arthur Andersen, beschrieben,
wie Beträge in mehrstelliger
Millionenhöhe auf die verschiedenen
Konton verschiedener Familienmitglieder
in die Schweiz, den Libanon
und nach England verschoben
worden sind. Chalabi selbst
hat den Bankrott seiner Bank
als Ergebnis einer Verschwörung
der Regierung Saddam Husseins
dargestellt. Nachdem er 1992
den Irakischen Nationalkongreß
gegründet hatte, erhielt
er Gelder vom CIA. 1995 schmierte
er von kurdischem Boden im Norden
Iraks aus einen Putschversuch
gegen Saddam, der jedoch verrauchte.
Sogar einer seiner Verbündeten
meint, er habe möglicherweise
den Grad an Unterstützung
für seine Putschpläne
durch frustrierte irakische
Militärs überschätzt.
Chalabi behauptete seinerzeit,
die CIA unterstütze ihn,
aber Anthony Lake, Clintons
Regierungsrat für Sicherheit,
verneint dies. "Aus Angst
vor einem erneuten Schweinebucht-Debakel",
so sagte er mir, "stimmten
alle darin überein, dass
wir bei Chalabi unmißverständlich
bleiben mußten. Die Amerikaner
hatten die Kurden bereits zweimal
verraten und wir wollten das
nicht wiederholen, indem wir
eine solch' dubiose Unternehmung
unterstützten. Darum habe
ich ihm persönlich mitteilen
lassen, dass wir ihn nicht unterstützten."
Ein gegenwärtiger hoher
Regierungsbeamter sagt, dass
Saddams Regierung über
Chalabis Pläne informiert
war und sie durchkreuzt hat.
Zurück in Washington, wo
er einen Großteil seiner
Zeit verbrachte, beeindruckte
Chalabi verschiedene Kongreßmitglieder,
unter ihnen John McCain und
Joseph Liebermann; er wurde
die treibende Kraft des Gesetzes
zur Befreiung des Irak a.d.J.
1998, das den Sturz des Saddam-Regimes
forderte mit dem Zusatz, das
Außenministerium solle
dem Irakischen Nationalkongreß
(INC) 97 Mio. $ zur Verfügung
stellen. Doch bevor es dazu
kam, ordnete das Außenminsterium
eine Prüfung an, wegen
einiger merkwürdig angelegter
Mittel mißtrauisch geworden,
- sehr zum anhaltenden Ärger
von Perle und anderer Neocons.
Erst die neue Bush-Regierung
begann mit der Finanzierung
des Irakischen Nationalkongreß.
Chalabis Rolle im Nachkriegsirak
wurde eine der umstrittendsten
Angelegenheiten innerhalb der
Bush-Regierung. Das Außenministerium
betrachtet ihn als "reine
Geldverschwendung", als
jemanden, der viel zu lange
keine Berührung mit dem
Irak gehabt habe. Die Neocons
bewundern seine starke Intelligenz,
seinen Einsatz beim Sturz Saddams
und seinen Kampf für Demokratie;
sie sehen in ihm die perfekte
Führungspersönlichkeit
für den Nachkriegsirak.
Nach Kriegsbeginn und ohne das
Außenministerium zu informieren,
flog das Pentagon Chalabi und
seine Paramilitärs, die
von den Amerikanern in Ungarn
trainiert worden waren, in den
Irak. Ihre Absicht war, ihm
für das Amt des Regierungschefs
eine starke Ausgangsposition
zu verschaffen. Aber das Außenministerium
stellte sich diesem neuen Führer
des Irak entgegen und Colin
Powell blieb im Nationalen Sicherheitsrat
hartnäckig bei seiner Linie,
dass die USA dem Irak nicht
von außen einen Regierungschef
aufdrücken sollten, eine
Position, die der Präsident
in Diskussionen mit seinen nationalen
Sicherheitsberatern Cheney,
Condolezza Rice, Rumsfeld, Powell
und George Tenet von der CIA
übernahm. Zur offiziellen
Position der US-Regierung wurde,
dass das irakische Volk selbst
über seine Zukunft entscheiden
solle und dass sich die politischen
Führer des zukünftigen
Irak aus Leuten rekrutieren
sollten, die während der
Diktatur sowohl innerhalb als
auch außerhalb des Landes
gewesen sind. Bleibt allerdings
die Frage, wie viele Persönlichkeiten,
die gegen die Baath-Partei eingestellt
waren, während Saddams
Regime überleben konnten.
Die Neocons sind verärgert,
dass niemand vergleichbar mit
Konrad Adenauer oder Václav
Havel im Irak gefunden werden
kann.
Trotz der Position des Präsidenten
hören Chalabis Freunde
in Washington nicht auf, ihn
nachhaltig zu unterstützen.
Ein hohes Regierungsmitglied
sagt: "Deren einzige Lebensaufgabe
scheint darin zu bestehen, Herrn
Chalabi in eine Führungsposition
zu hieven." Ein gut informierter
Beamter sagte mir kürzlich,
dass während der Sitzungen
des Nationalen Sicherheitsrats
"niemand sich der Auffassung
widersetzen würde, dass
es sowohl 'inländische'
wie 'ausländische' Iraker
geben muß. Einige Regierungsmitglieder
sind nicht ausdrücklich
dagegen, akzeptieren aber den
Standpunkt nicht." Diese
Person sagte, dass Rumsfeld
und Wolfowitz, zusammen mit
gleichgesinnten Außenseitern,
die Position beziehen, dass
"wir diesen Krieg führen
und Chalabi installieren werden."
Die britische Regierung steht
Chalabi, der mehrere Jahre im
Londoner Exil verbracht hat,
skeptisch gegenüber und
hat die Bush-Regierung das wissen
lassen. Sogar diejenigen außerhalb
der Neokonzirkel, die Chalabi
wohlgesonnen sind, stimmen darin
überein, dass es ein großer
Fehler der Chalabi-Fans bei
der UNO war, aller Welt zu verkünden,
dass er ihr Mann im Irak ist.
Nun muß er in Baghdad
von den US-Streitkräften
beschützt werden.
Perle sagt von Chalabi: "Er
ist eine außerordentliche
Figur, brilliant, mit der Disziplin
eines Mathematikers. Er ist
jemand, mit dem Sie ein tiefergehendes
Gespräch über diese
Region, ihre Geschichte und
Kultur führen möchten."
Er fügt hinzu: "Oppositionsquelle
gegen Chalabi sind die Diktatoren
der Nachbarländer des Irak.
Der Grund ist offensichtlich:
er kämpft für Demokratie
und die wollen andere Völker
auch." Woolsey sagte: "Die
Bürokratie des Außenministeriums
neigt Richtung Saudi-Arabien
und gegen Chalabi. Der Schlüssel
zu Ahmed liegt nicht darin,
dass er ein Banker ist, nicht
darin, dass er 2000$-Hemden
trägt, nicht dass er den
Irak schon als Teenager verlassen
durfte. Ich glaube, das Hauptproblem
liegt darin, dass er Schiite
ist: die staatliche Bürokratie
lag schon immer in Händen
der Sunniten, in Saudi-Arabien,
Ägypten, dem Irak - ziemlich
überall im Nahen Osten.
(60 % der irakischen Bevölkerung
sind Schiiten, aber es gibt
so gut wie keine Anzeichen dafür,
dass der säkulare Chalabi
die Unterstützung der schiitischen
Geistlichkeit im Irak besitzt).
Woolsey fügte hinzu: "Die
Bürokratie des State Department
liebt zuverlässige Kundschaft
und die CIA will gern alles
kontrollieren, aber Chalabi
ist nicht kontrollierbar, er
hat seine eigenen Ansichten."
Als wir uns im April trafen,
erzählte mir Kenneth Adelman:
"Alles fängt damit
an, dass die Konservativen nun
für radikale Änderungenn
eintreten und die Progressiven
- die etablierten Außenpolitiker
- für den Status Quo eintreten."
Er fügte hinzu: "Die
Konservativen glauben, dass
der Status Quo im Mittleren
Osten ziemlich schlecht ist
und die alten Konservativen
glauben, dass der Grundsatz,
Stabilität sei gut, auf
den Mittleren Osten nicht angewendet
werden kann. Der Status Quo
im Mittleren Osten hat Terroristen
ausgebrütet."
|
 |
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2.
Im Januar hat der Präsident
eine geheime Direktive zur nationalen
Sicherheit unterschrieben, die
das Verteidigungsministerium
ermächtigt, die Nachkriegspolitik
im Irak zu managen und wies
andere Institutionen an, sich
mit diesem zu koordinieren.
Aber dadurch wurde nichts befriedet:
der Konflikt zwischen dem Verteidigungs-
und Außenministerium hielt
an. Dieses unterbreitete eine
Liste von Leuten, die beim Wiederaufbau
des Irak tätig werden sollten
und das Verteidigungsministerium
wiese einige davon zurück,
ohne jenes darüber in Kenntnis
zu setzen.
Die Bestallung des pensionierten
Generals James Garner, den Wiederaufbau
im Irak zu leiten, war von Anbeginn
strittig. Garner war ein Freund
Rumsfelds aus den Tagen, als
sie 1998 in einer Kommission
für die Errichtung eines
Raketenabwehrsystems zusammenarbeiteten.
Nach dem ersten Golfkrieg war
Garner wegen seines Managements
der "Operation: sorge für
Bequemlichkeit" (Operation
Provide Comfort), die kurdischen
Flüchtlingen galt, im Nordirak
sehr gelobt worden. Die Bush-Regierung
hatte die Kurden im Norden ebenso
wie die Schiiten im Süden
zum Aufstand gegen das Regime
ermuntert, sie dann aber fallenlassen.
Garner, Chef einer Firma, die
Raketenteile herstellt, hatte
Israel dabei beraten, wie man
Patriot-Raketen während
des Golfkriegs einsetzt. Vor
kurzem war er einer von 44 pensionierten
Offizieren, die eine Denkschrift
unterzeichneten, in welcher
die "beachtliche Zurückhaltung"
der israelischen Verteidigungskräfte
"angesichts tödlicher,
von der PLO orchestrierter Gewalt"
gelobt wird. Garners Unterstützung
für die israelische Regierung
ist in der arabischen Presse
genauestens verfolgt worden;
die amerikanische, konservativ
jüdische Zeitschrift Forward
veröffentlichte im vergangenen
März stolz einen Artikel
mit der Überschrift: "Pro-israelischer
General wird den Wiederaufbbau
im Nachkriegs-Irak beaufsichtigen."
Bevor der Krieg zuende war,
hat sich Garner mitsamt Stab
(einige hundert Leute) in einer
Reihe von Strandvillen in Kuweit
eingerichtet und unter absoluter
Geheimhaltung Pläne für
die Nachkriegszeit geschmiedet.
Nachdem sie Baghdad erreichten,
igelten sie sich weitgehend
unerreichbar in einem großen
Palast ein, in einer völlig
unsicheren Umgebung, auf die
sie nicht vorbereitet waren.
Dann verlautete im frühen
Mai, dass - über dem Kopf
von Garner - ein Zivilist, Paul
Bremer, Beamter des Außenministeriums,
ehemals verantwortlich für
Antiterrormaßnahmen und
vormals Manager in einer Beratungsfirma
Henry Kissingers, mit dem Wiederaufbau
des Irak beauftragt würde.
Die Regierung hatte viel zu
spät mitgekriegt, dass
es keine gute Presse machte,
einen Militär mit den Wiederaufbaubemühungen
zu beauftragen und war damit
in ernste Schwierigkeiten geraten.
US-Beamte hatten das Chaos,
das dem Krieg folgen würde,
völlig unterschätzt:
sie hatten keinen angemessenen
Plan, hatten Krankenhäuser
und andere öffentlichen
Gebäude nicht vor Plünderern
schützen können oder
Bürger vor Gewaltverbrechen,
und hatten es bis zum Mai nicht
einmal geschafft, Rudimente
einer Ordnung wiederherzustellen.
Die Anführer der lange
Zeit unterdrückten schiitischen
Muslime nahmen einige Viertel
in ihren Besitz und machten
sich für einen Gottesstaat
stark. Irakis agitierten für
den Rückzug der Amerikaner
aus ihrem Land. Das Außenministerium
hatte sich von Anfang an dafür
eingesetzt, dass ein Zivilist
den Wiederaufbau leiten sollte
und neben anderen hat sich die
britische Regierung darüber
beklagt, dass die Bush-Regierung
einen Militär engagiert
hatte.
Rumsfeld, so erzählte man
mir, hat die Berufung Bremers,
der den Neocons nahesteht, empfohlen
und hohe Beamte des Außenministeriums
waren sehr angetan von dieser
Idee, weil sie Bremer als einen
der ihren betrachteten. So gesehen
war Bremers Berufung eine Rarität:
Außenministerium und Verteidigungsministerium
waren beide begeistert - während
Garner, ziemlich beleidigt,
den Irak bald darauf verließ,
zusammen mit einigen anderen
Beamten, denen jede Fähigkeit
abgesprochen wurde, die man
für Aufgaben im Nachkriegs-Irak
benötigt. Aber Robert Oakley,
vormals Botschafter in Pakistan
und Zaire, Spezialbeauftragter
für Somalia unter zwei
Präsidenten, vormals Chef
eines Anti-Terror-Programms
(das von Bremer beerbt wurde),
und heute Gasthörer der
National Defense University,
sagte mir nach der Umbildung:
"Ich glaube nicht, dass
es etwas ausmacht, wer geht
und wer dann seinen Platz einnimmt.
Es ist zu spät. In vielerlei
Hinsicht entwickeln sich die
Dinge da draußen völlig
außerhalb unserer Einflußmöglichkeiten."
Perle bestätigte mir, was
andere mir bereits gesagt hatten:
dass er der Anführer der
Pro-Chalabi-Gruppe gewesen ist.
"Es lag vielleicht daran,
dass ich ihn schon länger
kenne und ihn anderen vorgestellt
habe", sagte er. Er kennt
Chalabi nun bereits zwölf
Jahre. Es war Chalabi, der die
Kriegsplaner der USA in ihrem
Glauben ermutigten, dass die
Schiiten im Süden die Amerikaner
als Befreier willkommen heißen
würden (trotz der Tatsache,
von ihnen 1991 verraten worden
zu sein), dass es der irakischen
Armee an Kampfeswillen gebräche,
und dass massenhaft Überläufer
von Seiten der Republikanischen
Garden zu erwarten wären.
Diese Ratschläge verführten
Cheney dazu, bei einer Pressekonferenz
zu sagen: "Ich glaube wirklich,
dass wir als Befreier begrüßt
werden ... Ich denke, die regulären
Streitkräfte werden nicht
kämpfen und ebenso viele
Angehörige der Republikanischen
Garden dem Konflikt wahrscheinlich
aus dem Weg gehen wollen";
und sie verführten Kenneth
Adelman zu der Vorhersage, dass
der Sturz Saddams ein Nachmittagsspaziergang
würde. Der übertriebene
Optimismus der US-Beamten war
das Ergebnis nicht nur von Chalabis
sogenannten Informationen, sondern
auch von dessen Eifer, den Krieg
zu verkaufen. Perle räumte
ein, dass er die Rolle von Saddams
Fedajiin unterschätzt habe,
eine paramilitärische Truppe,
die von seinem Sohn Uday nach
dem Golfkrieg aufgebaut worden
ist. "Was wir nicht erwartet
hatten", sagte Perle, "war,
dass die Fedajiin Saddam Richtung
Süden gingen, in Busladungen"
- und auf diese Weise die Einnahme
etlicher Städte im Südirak
schwieriger gestalteten als
erwartet.
Perle und Chalabi hatten argumentiert,
dass zwischen 40- und 80tsd.
amerikanische Soldaten genügen
würden, dass, falls eine
kleine Anzahl Truppen hineingeschickt
würden, diese durch Kräfte
des Irakischen Nationalkongreß
aufgefüllt werden könnten
und sich große Teile der
irakischen Armee ihnen anschließen
würden. Als Rumsfeld mit
den Vorbereitungen zur Invasion
begann, spielte er eine strategische
Variante mit 80tsd. durch. Er
war ganz scharf darauf zu beweisen,
dass das Militär, insbesondere
die Armee, abgespeckt werden
könnte, dass viele ihrer
ehemaligen Rollen auf dem Schlachtfeld
von ausgefeilten neuen Waffensystemen
und militärischen Spezialkommandos
übernommen werden könnten.
Indem die Zahl der US-Streitkräfte,
die im Irak kämpfen mußten,
auf etwa 230 bis 250 tsd. begrenzt
wurde - ungefähr die Hälfte
der Truppen, die man im Golfkrieg
in den Kampf geschickt hatte
- und indem man verspätet
die Truppen zurückbeorderte,
die eigentlich über die
Türkei einmarschieren sollten
(sie kamen nicht vor dem Ende
der Kampfhandlungen dort an),
nahm Rumsfeld einige große
Risiken in Kauf. Neben anderen
Konsequenzen hatte man nicht
genügend Truppen zur Verfügung,
um mit dem Chaos in Baghdad
zurechtzukommen. Einige Militärexperten
beklagten sich, dass Versorgungslinien
unnötigerweise in Gefahr
gerieten und dass es unnötige
Verluste an Menschenleben gegeben
habe. Der pensionierte General
Wesley Clark sagte CNN: "Wir
nahmen das Risiko auf uns und
es klappte ... Aber ich gehöre
immer noch der Schule an, die
sagen würde, nimm' keine
unnötigen Risiken in Kauf."
Rumsfeld wollte beides. In einer
einzigen Presseerklärung
bestand er darauf, dass die
Truppenstärke ausreichte
und dass das Baghdad Museum
nicht beschützt werden
konnte (so wie das Ölministerium),
weil "wenn wir gegen Plünderungen
vorgehen, dann werden Leute
getötet und verwundet."
Rumsfelds Entschlossenheit,
die Zahl der Truppen im Irak
klein zu halten, zog sich bis
in die Nachkriegsperiode. Schon
nach Jahresbeginn hat General
Eric Shinseki, Stabschef der
Armee, vor dem Kongreß
ausgesagt, dass zumindest 200
tsd. Mann nach Ende der Kampfhandlungen
benötigt würden. Rumsfeld
und Wolfowitz, die nur ungern
einer öffentlichen Meinung
gegenübertreten, die denkt,
ein Krieg im Irak würde
den Amerikaner langfristig eine
große Last aufbürden,
waren über Shinsekis Aussage
sehr verärgert. Wolfowitz
bezeichnete sie schon tags darauf
als "weit übertrieben".
So blieb es bei unter 200 tsd.
Mann Truppenstärke im Irak.
Rumsfeld wies nach dem Ende
der Kampfhandlungen alle Anfragen
nach einer größeren
Anzahl Militärpolizei zur
Aufrechterhaltung der Nachkriegsordnung
und zum Schutz von Einrichtungen
zurück. Bis zum 12. Mai
waren ungefähr 150 tsd.
Mann US-Truppen im Irak, mit
einigen mehr in der Region.
Zu spät gaben Regierungsvertreter
in privatem Kreise zu, dass
sie das Ausmaß von Gesetzlosigkeit
und Plünderei nach dem
Krieg unterschätzt hätten
- obwohl diese Art von Verhalten
in Nachkriegssituationen überhaupt
nichts ungewöhnliches ist.
Wie Perle, so hat auch Wolfowitz
den Sturz Saddams bereits vor
der Regierungsübernahme
durch Bush favorisiert, und
bei Treffen der Sicherheitsberater
kurz nach dem 11. September
haben Rumsfeld und Wolfowitz
ihre Sicht der Dinge weiter
vorangetrieben: dass Saddams
Regime ausgelöscht werden
müsse. Irak war ein terroristischer
Staat, argumentierten sie, und
sollte ein Ziel im "Krieg
gegen den Terrorismus"
sein. Kenneth Adelman sagt:
"Bereits zu Beginn der
Regierungszeit sprachen die
Leute über den Irak, aber
es war nicht machbar. Es gab
keinen Anhaltspunkt. Das änderte
sich mit dem 11. September,
weil dann erst die Leute bereit
waren, sich der Tatsache eines
internationalen terroristischen
Netzwerks zu stellen, und terroristischen
Staaten wie dem Irak. Die terroristischen
Staaten sind sogar schlimmer
als terroristische Netzwerke,
weil sie über viele Ressourcen
verfügen - sie haben Geld,
sie haben Waffen, und sie können
Konterbande in diplomatischen
Koffern transportieren."
Iraks angebliche Verbindungen
zu al-Quaeda sind immer noch
nicht bewiesen; aber Bush war
offenbar überzeugt, dass
es sie gab. (Rumsfeld und Wolfowitz,
unglücklich darüber,
dass die CIA und die pentagoneigene
Militärische Abwehr ihre
Anschuldigungen über die
irakischen Verbindungen zum
Terrorismus nicht bestätigte,
bauten daraufhin ihren eigenen
Informationsdienst auf, der
mit größerer Wahrscheinlichkeit
berichtete, was sie hören
wollten.) Indem sie ununterbrochen
wiederholten, dass der Irak
mit internationalem Terrorismus
kooperierte, gelang es dem Präsidenten
und anderen Vertretern der Regierung
vor dem Krieg, fast die Hälfte
der amerikanischen Öffentlichkeit
davon zu überzeugen, dass
der Irak in die Angriffe auf
das World Trade Center involviert
gewesen ist. Einige Quellen
erzählten mir, dass, wenn
Cheney und seine Neocon-Verbündeten
den Weg freigehabt hätten,
der Krieg mit dem Irak schon
im Frühjahr 2002 begonnen
hätte; sie schreiben die
Verspätung Colin Powells
Erfolg zu, den Präsidenten
davon zu überzeugen, die
Sache vor die UNO zu bringen
und Waffeninspekteure in den
Irak zu schicken.
Kurze Zeit nach dem 11. September
wurde hohen US-Militärs
von Seiten einiger Regierungsvertreter
nahegelegt, dass neben dem Irak
noch sechs weitere Regime beseitigt
werden müßten, weil
sie terroristische Gruppen beherbergten:
Syrien, Iran, Libanon, Somalia,
Sudan und Libyen. Die Regierung
hatte den "Krieg gegen
den Terrorismus" erklärt,
aber unsicher darüber,
wie er auszufechten sei, verfolgte
sie die Strategie, die "Sümpfe
auszutrocknen", in denen
er angeblich brütete.
Als Bush am 1. Mai das Ende
der Hauptkampfhandlungen ankündigte,
nannte er diesen Krieg "einen
Sieg im Krieg gegen den Terror,
der am 11. September 2001 begann
und immer noch weitergeht."
Die Versicherung der Neocons,
dass die Vereinigten Staaten
nicht nur Saddam beseitigen,
sondern den Irak und den Rest
des Mittleren Ostens in demokratische
Staaten verwandeln könnten,
beruht auf etlichen falschen
Analogien. Wolfowitz, seine
Neocon-Verbündeten und
Journalisten, die ihre Ideen
verbreiten, zitieren oft Deutschland
und Japan nach dem Zweiten Weltkrieg
als Beispiele von Ländern,
die erfolgreich in Demokratien
verwandelt wurden. Aber im Gegensatz
zum Irak besaß Japan eine
weitgehend homogene Kultur und
ein Symbol nationaler Einheit,
den Kaiser, der seinen Titel,
wenn auch nicht seine Macht,
behielt. Japan ist seit dem
Ende des Krieges im wesentlichen
von einer einzigen Partei regiert
worden. Und Deutschland, das
ebenfalls eine relativ festgefügte
Gesellschaft besaß, hatte
bereits vorher eine demokratische
Verfassung und parlamentarische
Einrichtungen, bis Hitler schließlich
1933 zum Kanzler gewählt
wurde. Darüberhinaus besetzten
die USA Japan für sieben
und Deutschland für vier
Jahre. Rumsfeld hat gesagt,
dass für die Besetzung
des Irak durch US-Truppen kein
Zeitlimit gesetzt werden könne,
aber US-Vertreter sind sich
im Klaren darüber, dass,
je länger es dauert, umso
größer die Gefahr
für die US-Truppen sein
wird - und der Druck zuhause
wachsen wird, die Soldaten heimzuholen.
(Die Neocons - wie die Vertreter
früherer Regierungen und
einige Akademiker - versichern
uns auch, dass Demokratien keine
Kriege gegeneinander führen,
aber das ist eine ziemlich waghalsige
Behauptung).
Weil einige - aber bestimmt
nicht alle - Neokonservativen
Juden sind und auf jeden Fall
den Likud hartnäckig unterstützen,
wurden sie beschuldigt, dass
ihre Absicht, die Region zu
"demokratisieren",
vor allem von ihrem Wunsch beflügelt
wird, Israel mit einer freundlicheren
Nachbarschaft zu versorgen.
Solch eine Sicht könnte
die ansonsten etwas merkwürdigen
Äußerungen Wolfowitz'
erklären, "die Strasse
zum Frieden im Nahen Osten führt
durch Baghdad." Aber es
stimmt auch, dass Bush und sein
Chefberater Karl Rove darauf
aus sind, 2004 mehr jüdische
Stimmen zu gewinnen als Bush
im Jahre 2000 bekam und die
Unterstützung der christlichen
Rechten zu behalten, deren Mitglieder
Israel ebenso vehement unterstützen.
Die Neokonservativen sind mächtig,
weil sie zusammenhalten, entschlossen
sind, von einer Ideologie getrieben
und clever (obwohl ihr Urteilsvermögen
angezweifelt werden kann), und
einige hohe Regierungsbeamte,
einschließlich des Vizepräsidenten,
stehen ihnen nahe. (Rove wurde
dafür bekannt, dass er
das "Straße-durch-Bagdhad"-Argument
übernahm, was diesem einen
zusätzlichen Antrieb verschaffte).
Aber die Neocons gewinnen nicht
immer. Im Streit darüber,
wie stark die UNO in den Nachkriegs-Irak
eingebunden werden sollte, bevorzugten
das amerikanischen Außenministerium
und Tony Blair eine starke Rolle,
während das Verteidigungsministerium
im Grunde darauf verzichten
wollte. Der Präsident nahm
eine mittlere Position ein,
indem er der UNO eine "vitale
Rolle" zubilligte. Am 9.
Mai ließen die Vereinigten
Staaten den Vorschlag für
einen speziellen UNO-Koordinator
zirkulieren, der mit ihnen in
humanitären Fragen zusammenarbeitete
und den US-Beamten half, politische
und zivile Institutionen aufzubauen.
Colin Powell ist ein Meister
innerbürokratischer Auseinandersetzungen,
aber wenn das Weiße Haus
eine Entscheidung zugunsten
Powells trifft, nehmen die Ideologen
auf der Rechten das nicht sehr
ernst: sie üben weiter
Druck aus. Powell neigt generell
dazu, nachdem er sich einmal
für eine Position stark
gemacht hat, am Ende seinen
Oberkommandierenden zu unterstützen
- wie er es tat, als sie in
den Irak-Krieg gezogen sind.
Eine diplomatische Quelle hat
Powell als den "Nicht Einsackbaren"
bezeichnet, wegen seiner öffentlichen
Beliebtheit (die höher
als die Bush's ist) und wegen
seines internationalen Rufs.
Über Rumsfeld wurde berichtet,
dass er vor dem 11. September
fast jeden vor den Kopf gestoßen
habe - den Kongreß, das
Militär, die Rüstungsindustrie
(welche die Republikaner massiv
unterstüzt hatte) - und
dass seine Ideen zur Armeereform
im Nichts münden würden.
Seit Kriegsbeginn sitzt er nun
auf dem hohen Roß. Am
Sonntag nach dem Fall Baghdads,
schrieben die Washington Post
und die New York Times in ihren
Leitartikeln über Rumsfeld,
er habe nun eine Kommandorolle
in der Regierung übernommen.
Das war kein Zufall. Diese Geschichten
wurden offensichtlich von Rumsfelds
Leuten in Umlauf gebracht. Rumsfeld
und seine Verbündeten verschaffte
der Sieg im Irak Schützenhilfe
bei ihrem Kampf mit anderen
Kräften und brachte Unterstützung
für ihre Pläne einer
Armeereform. So ist nun auch
Rumsfeld nicht in den Sack zu
kriegen. Als Folge davon wird
der Konflikt zwischen den beiden
Ministerien, der in seiner Offenheit
und Intensität noch sie
so stark war wie heute, weitergehen,
solange jedenfalls Powell und
Rumsfeld im Amt bleiben.
Bush, der manchmal ziemlich
schnippisch und harsch mit seinem
Stab umgeht, selbst mit seinen
höchsten Ratgebern (und
über ein furchteinflössendes
Temperament verfügt), haßt
undichte Stellen und toleriert
keine offenen Auseinandersetzungen
zwischen Beratern in anderen
Fragen. Er hat schon etliche
Mitglieder seiner Regierung
gefeuert, weil sie seine Politik
in Frage stellten, besonders
sein Wirtschaftsprogramm; trotzdem:
im Nationalen Sicherheitsrat
toleriert er offene Konflikte.
Einige Leute fordern, Condolezza
Rice solle für eine bessere
Zusammenarbeit sorgen, doch
ein vormaliger hoher Beamter
des Außenministeriums
sagt: "Sie können
Leute nicht zusammenbringen,
die sich weigern, zusammengebracht
zu werden." Der Präsident
selbst scheint unfähig
oder unwillig, Ordnung zu schaffen.
Leute, die vertraut mit Rumsfelds
Stil sind, sagen, dass er die
Leute einschüchtert und
dass sie sich in seiner Gegenwart
unwohl fühlen; ein alter
Republikaner nennt ihn "aufreibend".
Powell seinerseits hatte im
Sicherheitsrat manche Bedenken
zur Kriegsplanung vorgetragen,
gab aber nie öffentliche
Erklärungen über seine
Zweifel ab. Er sagte: "Ich
bin nicht länger ein Soldat.
Ich werde darum keine Verteidigungspolitik
mehr betreiben." Rumsfeld
fehlt es an entsprechender außenpolitischer
Zurückhaltung. In seinen
fast täglich ausgestrahlten
Pressekonferenzen - ohne Beispiel
für ein Kabinettsmitglied
- bei denen er ganz klar die
treibende Kraft ist, hat er
ohne Zögern andere Länder
beschimpft, unter anderem Frankreich
und Deutschland.
Die Probleme im Nachkriegsirak
wären in jedem Falle schwierig
gewesen, aber sie wurden letztendlich
durch verschiedene Faktoren
verschlimmert: durch den Eifer
der Regierung, besonders auf
Seiten der Neocons und ihrer
Verbündeten, Saddam zu
entmachten, ohne einen Friedensplan
zu haben; durch Bush's Spielchen,
noch lange nach seiner Entscheidung
für den Krieg so zu tun,
als ob noch nichts entschieden
wäre; durch das fehlende
Interesse der Regierung an Friedenserhaltung
und ihren Glauben, dass entsprechende
Anstrengungen politisch unpopulär
seien (eine Altlast der 2000er
Wahlkampagne, die sich bereits
in Afghanistan als destruktiv
erwiesen hat); und schließlich
durch Rumsfelds Entschlossenheit,
die Truppen im Irak nach dem
Krieg so gering wie möglich
zu halten - zu welchem Preis
auch immer.
Senator Richard Lugar, der Vorsitzenden
des Senatsausschusses für
Außenpolitik, hat sich
öffentlich darüber
beklagt, dass die Planungen
für die Nachkriegszeit
"sehr spät begannen
... Ein Abgrund, der beträchtliches
Leid zur Foge hatte, hat sich
aufgetan." Bush, dessen
Präsidentschaft als dreist,
ja geradezu radikal bezeichnet
werden kann, hat sich nun auf
sein bislang riskantestes Spiel
eingelassen.
14. Mai 2003
Die englische Originalfassung
ist zu lesen unter http://www.nybooks.com/articles/16378
Zum Thema Die Freunde gibt es
eine sehr gut gemachte interaktive
Internetseite:
http://www.theyrule.net
Sie wird zur Zeit wieder aktualisiert,
aber man kann mit ihr relativ
mühelos personelle Verflechtungen
zwischen diversen Körperschaften,
Konsortien und Konzernen eigenständig
herstellen. Wer also z.B. etwas
über Freundinnen erfahren
will, der schaue dort z.B. via
LOAD MAP via OLD GIRLS NETWORK
nach, was Helen L. Kaplan mit
ihren Freundinnen bei J.P. Morgan
Chase, Exxon-Mobil, MetLife
und anderen verbindet. Die Seite
ist für den politischen
Unterricht sehr zu empfehlen.
|
Aktualisierung
am 8. Oktober 2003: Pepe Escobars
umherschweifendes
Auge folgt den Freunden mitten in
den gegenwärtigen Irak. Wir treffen
hier den gestrauchelten Banker als
bodenlose Marionette der Neocons
wieder.
http://www.atimes.com/atimes/Middle_East/EJ07Ak02.html
|
|
Teil III: Ein
Geschmack von Asche auf der Zunge

"Terroristen kümmern sich nicht
darum, wer du bist, - sie wollen nur, dass
du tot bist!" |
Ein
Juwel der Menschheitsgeschichte: die Mini-Atombombe |
1. FOX-NEWS: "Terrorists don't care
what you are - they just want you dead!"
2. THE AGE, Melbourne, 21. August 2003: "This
deadly mix of local resistance and foreign
jihadist fighters is transforming Iraq, as
Deputy Defence Secretary, Paul Wolfowitz told
Congress just a few weeks ago, into "the
central battle" in the war on terrorism.
Mr Wolfowitz, like Mr Bush, is not intimidated
by this battle. He quoted a top general as
saying: "It's much better to be killing
those people in Iraq than to have them come
here and kill Americans."
Das tödliche Gemisch aus lokalem Widerstand
und ausländischen Jihad-Kämpfern
macht den Irak zum Hauptschlachtfeld im Krieg
gegen den Terrorismus. Herr Wolfowitz, wie
Herr Bush, hat keine Angst vor dieser Schlacht.
Er zitiert einen führenden General: "Es
ist viel besser, diese Leute im Irak umzubringen
als zuzulassen, dass sie hier rüberkommen
und Amerikaner töten."
Frage: Warum schlägt der mutige Mann
seine Zelte nicht in Baghdad auf? Vielleicht
wartet er, bis FOX-News die Lufthoheit über
arabische Teestuben gewonnen hat. Dazu fehlt
es diesen allerdings einstweilen an der nötigen
Stromversorgung. Trotzdem ist seine Sorge
groß:
3. SPIEGEL ONLINE, 27. Juli 2003: Wolfowitz
kritisiert arabische Medien heftig. - Der
stellvertretende US-Verteidigungsminister
Paul Wolfowitz hat in scharfer Form arabische
Medien wegen "falscher und für unsere
Truppen gefährlicher Berichterstattung"
kritisiert. Al-Dschasira habe beispielsweise
wahrheitswidrig über eine Festnahme eines
Schiitenführers berichtet, worauf es
Angriffe gegen die Sicherheitskräfte
gegeben habe, sagte Wolfowitz in einem Interview
des Fernsehsenders Fox News nach der Rückkehr
von einer mehrtägigen Irak-Reise.
"Diese Medien tragen eine Verantwortung,
dies ist kein Spiel,... wir können das
nicht akzeptieren", sagte Wolfowitz.
Mitverantwortlich seien auch die Regierungen
der Länder, in denen die Medien ihren
Sitz hätten. Man habe inzwischen mit
der Regierung von Katar, dem Sitz von al-Dschasira,
gesprochen. "Die Antworten waren nicht
zufriedenstellend", sagte der stellvertretende
Verteidigungsminister. Die US-Regierung müsse
nun prüfen, was zu tun sei. Es sei nicht
tolerabel, das Medien, die früher dem
Saddam-Regime zugeneigt gewesen seien, nun
Hass gegen Amerika säten.
4. Counterpuch.org, 25. Juli 2003, - Immer
noch glauben Millionen von Amerikanern, Saddam
Hussein stehe hinter den Anschlägen des
11. September. Keiner weiß, dass die
Söhne Husseins zwar Iraker gefoltert
haben, sich aber niemals an nur einem einzigen
Amerikaner vergriffen. So steht zu vermuten,
dass es um Bush's persönliche Genugtuung
geht, nachdem er auf einem republikanischen
Parteitag in Houston, September 2002, bemerkte:
"After all, this is the guy that tried
to kill my Dad at one time". Wer erinnert
sich noch, dass der frisch gewählte Präsident
Clinton aufgrund dieses nie aufgeklärten
Attentatversuchs auf Daddy Bush 20 Cruise
Missiles auf Bagdhad abfeuerte und dabei neben
Dutzenden unbekannten Zivilisten Frau Layla
al-Altar, Künstlerin und Direktorin des
Nationalen Kunstforums, ermorden ließ?
Die Vendetta fordert ihre Blutopfer.
Kurt Nimmo: "As Tommy Franks admitted
during Bush's invasion, the Pentagon is not
in the business of counting dead people. But
according to the Iraq Body Count project,
between 6,000 and nearly 8,000 civilians have
died so far, not counting the 1.6 million
people who have died as a result of the sanctions
put in place by Bush Senior and the United
Nations and stringently -- and sadistically
-- maintained by Clinton and Bush Junior.
Prior to the depredations of these war criminals,
Iraq was widely regarded as having the finest
health care system in the Middle East. After
Gulf Invasion I, however, between 4,500 to
6,000 children died from preventable disease
and malnutrition every month. Some say the
death rate is even worse now after Bush II's
vendetta against Saddam Hussein".
Von diesen Morden spricht die amerikanisch-britische
Propagandamaschine nicht. Warum nicht? Ganz
einfach, weil Journalisten, Filmemacher und
Moderatoren massiv eingeschüchtert werden.
Kurt Nimmo: "Fox News, CNN, CBS, NBC,
ABC, the whole of the corporate media, mostly
ignored the crimes perpetuated against innocent
Iraqis, as they ignored those committed against
the people of Afghanistan. "It seems
too perverse to focus too much on the casualties
or hardship in Afghanistan," wrote CNN
Chairman Walter Isaacson in a memo back in
October, 2001. "DO NOT USE photos on
Page 1A showing civilian casualties from the
U.S. war on Afghanistan," Ray Glenn,
copy desk chief of the News Herald in Panama
City, Florida, warned his employees on October
31, 2001. "Our sister paper in Fort Walton
Beach has done so and received hundreds and
hundreds of threatening emails and the like.
Also: DO NOT USE wire stories that lead with
civilian casualties from the U.S. war in Afghanistan.
Failure to follow any of these or other standing
rules could put your job in jeopardy."
In other words, in Bush's America, telling
the truth can cost you your job and put your
family at risk. It can result in threatening
emails sent by enraged flag-wavers and armchair
sadists.
"There is a distinct change in journalism
since the September 11 terrorist attacks.
The press has failed to perform its crucial
role of government watchdog and instead become
the American-flag waving, jingoistic press
of the First World War," wrote Victoria
E. Sama, former CNN International producer,
to Eason Jordan of CNN on March 24, 2003.
"Reporting the number of Iraqi civilian
casualties may damage support for the president's
war. Or maybe it won't. That's for American
viewers to decide. It is not CNN's job to
report only what is popular. It is not CNN's
job to become a cog in the president's propaganda
machine. It is CNN's job to report the truth,
and to find facts that help citizens make
an informed decision about the war in Iraq.
Please don't fail the American public, and
yourselves, again."
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